Wie werde ich ein „Hautmensch“? (SF Neandertal)

Wir begeben uns auf eine Reise, oder sollte ich besser schreiben auf eine Suche?

Guido sucht, Guido findet und Guido verliert auch alles wieder so plötzlich, wie der Zufall ihm das vermeintliche Ende seines Weges beschert hat.
Er rast durch ein Labyrinth, gerät in Sackgassen und hofft doch auf den Pott voll Gold am Ende des Regenbogens. Ziel dieser Reise ist aber kein simpler Tontopf mit Münzen.

Guido will seinen ständigen Begleiter, der sich immer wieder geräuschvoll und farbecht in die Szenen drängt und ein unangenehmes Kribbeln auf dem Körper des Betrachters hinterlässt, loswerden. Seine Haut, die eigentlich keine Haut, sondern ein juckendes, blutendes Korsett ist, welches ihn schon sein ganzes Leben einschnürt. Der Feind hört auf den Namen Neurodermitis und führt ein anstrengendes Eigenleben.
Ein Hautmensch werden, den Genuss der streichelnden Hand eines Mädchens, den Schmerz eines aufprallenden Fußballes gegen die Brust, all das will Guido spüren.
Als letzte radikale Einschnitte nicht die erhoffte Besserung verschaffen und das Leben als Hautmensch in weite Ferne rückt, stößt Guido auf Rudi, Kumpel seines älteren Bruders, der ihn auf keinem gewöhnlichen Weg aus dem Irrgarten zu führen vermag.
Denn Rudi kommt mit einer gewaltigen Heckenschere und stutzt Guidos dunkle, nüchterne und introvertierte Welt zu einem farbenfrohen, berauschendem Fest voller Drogen und Skurrilitäten.
Und da steht er plötzlich, der Pott voll Gold, das Leben ohne Neurodermitis.
Aber dort wartet auch die Erkenntnis, dass Krankheiten wie Egoismus, die die Menschen von innen auffressen und sie dazu führen lassen, sich gegenseitig kaputt und blutig zu kratzen, um einiges komplizierter zurechtzuschnibbeln sind, als mit einer Heckenschere.
Kleine Farbdiamanten, wilde Kameraexperimente und Ausflüchte in visuelle Traumwelten wechseln mit Guidos farbgefilterter Realität.

Sie nehmen den Zuschauer mit auf seine Suche, oder doch eher Reise?

Carolin Weidner

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