Eine Frage – und alles zerfällt [Hommage „Das Lied in mir“]

Eine Stadt verschwommen, wie in Wasser sich wellend, Maria in ihr verloren und doch zu Haus.

© Schwarz-Weiss Filmverleih
© Schwarz-Weiss Filmverleih

94 Minuten Lateinamerika. Ein erdrückendes Bild: keine Salsaklänge, nur ein spanisches Kinderlied am Flughafen von Buenos Aires. Maria (Jessica Schwarz) stimmt in das Lied ein, dass sie nicht kennt. Oder besser: Dass sie glaubte, nicht zu kennen. Es wirkt wie ein Wink des Schicksals, dass sie ihren Flug nach Santiago verpasst. Unbewusst lässt sie Chile zurück, um ihrem Gefühl zu folgen.
Es wird keine Idylle aufgebaut. Die Stadt ist zugebaut, voll mit Menschen, laut vom Verkehr der Straßen. Buenos Aires atmet, die Stadt lebt. Maria ist der Fremdkörper darin. Blasse Erinnerungen kehren wieder und so macht sich ihr Vater Anton (Michael Gwisdek) aus Deutschland auf den Weg – aus Angst, dass ihm die Vergangenheit seine Tochter nimmt.
Maria kann nicht mehr schwimmen. Doch ist sie aus dem Wasser, schnappt sie erst recht nach Luft. Am Ende steht die Frage im Raum: „Wolltest du das wirklich alles wissen?“ – und die Gegenfrage: „Was hättest du an meiner Stelle gemacht?“ Für Maria gibt es keine Alternative. Sie muss wissen, wo ihre Vergangenheit in Argentinien liegt. Doch wer fragt, dem wird vielleicht etwas erzählt, wofür man „hassen muss“.

So banal der Titel „Das Lied in mir“ auch klingt, so leuchtet er von Anfang an ein. Das mehrfach ausgezeichnete Drama steht für Klarheit, für das Unbequeme. Es fällt schwer, auf Marias Reise in ihre eigene Vergangenheit nicht selbst in rastlose Gedanken zu verfallen. Das Licht ist warm, die Kamera scheut weder Schweiß noch das Verweilen für einen Moment. Verzweiflung, das Schattenspiel der Liebenden bei Nacht. Keine Illusion – nur das Pure.

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