Ausgaben 2015: Gesichter der Globalisierung

Die Zukunft beginnt jetzt – und zeigt sich an den verschiedensten Orten.

Dokumentarfilm: I want to see the manager
Foto: Petrolio Film

In einem Müllhaufen mitten in einem indischen Slum steht eine kleine, brüchige Mauer. Auf dieser Mauer wiederum steht ein kleiner Mann im Anzug und erzählt über die Zukunft der Welt: über eine sinkende Geburtenrate in Industrieländern und über wirtschaftlich immer relevanter werdende Schwellenländer.
Der Dokumentarfilm I WANT TO SEE THE MANAGER wagt einen Blick in die Zukunft der weltweiten Ökonomie aus Perspektive der Gegenwart. Er führt uns nach Bolivien zu den Lithium-Minen, nach Peking zur Zulassungslotterie für Kraftfahrzeuge, nach Indien zu Hausbestzern, nach Pompeï zum letzten Gladiator. Jede der Geschichten ist eine Nahaufnahme der Globalisierung, jede auf ihre Art und Weise besonders. Bildgewaltig erzählt Hannes Lang von krassen Gegensätzen und absurden Situationen. So sieht man Kinder unbekümmert spielen. Als die Kamera weiterschwenkt, wird deutlich: Sie tollen sich nicht auf einer Wiese, sondern auf einem Hochhaus. Durch die großartige Kameraführung ist dies ein echter Schockmoment. Genau wie die großen, weißen Fässer, die in langen Reihen in einer Lagerhalle stehen. In jeder der Tonnen, nicht sichtbar von außen, befinden sich bis zu sechs Menschen. Eingefrorene Tote, die kopfüber hängend darauf warten, dass die Menschheit bereit ist, sie wieder zum Leben zu erwecken, ihre toten Zellen zu reparieren und ihnen die Unsterblichkeit zu schenken. Klingt nach Science-Fiction? Ist real.

Durch die neutrale Ruhe, die der Film ausstrahlt, erscheinen diese Themen dennoch greifbar und dadurch besonders krass. Auch die sonderbare Art, Personen mitten in den Raum zu stellen – eine denkbar ungemütliche Atmosphäre, um interviewt zu werden -, hebt sich von anderen Dokumentarfilmen ab. Leider erschließt sich bis zum Ende des Films nicht gänzlich der Zusammenhang zwischen den einzelnen Segmenten. Das Thema ist zu groß, um alles in 93 Minuten zu verpacken. Trotzdem reicht diese Zeit aus, dass auch ich mich frage, wo eigentlich der Manager der Erde geblieben ist.

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