Schlechtes Wetter im Osten [Hommage „Der Tangospieler“]

„Die Zukunft ist doch in diesem Lande vermutlich nur die Verlängerung dessen, was man gerade macht.“

Foto: Christa Köfer/Progress Film-Verleih
Foto: Christa Köfer/Progress Film-Verleih

Es ist ein düsterer Wintertag im Jahre 1968 in der DDR. Der Leipziger Historiker und Universitätsprofessor Dallow (Michael Gwisdek) kommt nach anderthalbjähriger Haft wieder aus dem Gefängnis. Der Witz an der Sache ist leider nur, dass er um diese 21 Monate seines Lebens durch einen dummen Zufall beraubt wurde. Kurzfristig ersetzte er einen erkrankten Pianisten. Ein „staatsfeindlicher“ Tango bescherte ihm den unerwünschten Knastaufenthalt. Dallow ist verbittert über sein erlittenes Unrecht. Er möchte Licht ins Dunkel bringen, doch dabei wird ihm keine freie Bahn gelassen und es kommt zu vielen, kleinen Komplikationen. Er wird dabei zu einem unglücklichen Zyniker, an dem die wichtigen politischen Ereignisse wie der Prager Frühling unbeachtet vorbeiziehen. Durch seine Resignation geht auch seine Beziehung zu Elke (Corinna Harfouch) in die Brüche. Der gescheiterte Professor zieht für den Sommer auf die Insel Hiddensee, bis ihn ein geheimnisvolles Angebot erreicht.

Hauptfigur Dallow – authentisch gespielt vom diesjährigen Ehrenpreisträger Michael Gwisdek – fühlt sich sichtlich überfordert von dem überraschenden Wandel seines zuvor geregelten und abgesicherten Lebens. Keinerlei Sinn für Lebensfreude bleibt ihm noch. Das schlechte, oft verregnete Wetter, von dem Roland Gräfs Drama „Der Tangospieler“ nach der gleichnamigen Erzählung von Christoph Hein begleitet wird, spiegelt dies symbolisch wider. Prägend für diese DEFA-Produktion von 1990 ist außerdem die charakteristisch passende Tango- und Klaviermusik, die das unspektakuläre Geschehen untermalt. Schade nur, dass die Ton- und Bildqualität zeitweise verzerrt ist. Die Handlung scheint sich über Stunden zu ziehen und nach einem wirklichen Fazit, einer Moral oder wenigstens etwas, das man als Zuschauer aus „Der Tangospieler“ mitnehmen kann, sucht man vergeblich.

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