„Spielen ist immer besser als Nichtspielen“ [Portrait Michael Gwisdek]

„Viele Träume haben sich erfüllt“ – Ehrenpreisträger Michael Gwisdek im Portrait.

Foto: Urs Odermatt /Lizenz: CC BY-SA 2.0
Foto: Urs Odermatt/Lizenz: CC BY-SA 2.0

Michael Gwisdek ist ein Stammgast auf Festivals. Mit der Berlinale verbindet ihn eine besondere Beziehung. Sein Traum, Schauspieler zu werden, begann am roten Teppich der Berlinale, als er dort Ende der 50er-Jahre die Stars mit seiner Super8-Kamera filmte.
Jetzt wird der rote Teppich für ihn in Schwerin ausgerollt. Mehrmals war Michael Gwisdek schon beim Filmkunstfest, nun wird ihm der “Goldene Ochse” für sein Lebenswerk verliehen – und das ist beachtlich: Geboren 1942 in Berlin, nach unterschiedlichen Tätigkeiten 1965 Beginn der Ausbildung an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, mehrere Theateranstellungen und 1976 die erste größere Filmrolle in “Mann gegen Mann”. Arbeit an über 100 Filmen, darunter „Oh Boy“, für den er gerade den Deutschen Fernsehpreis für die beste darstellerische Leistung in der Kategorie männliche Nebenrolle erhielt. Die DEFA-Filme “Olle Henry” und “Der Tangospieler” stehen neben den aktuelleren Produktionen “Das Lied in mir”, “Vater Morgana” (beide 2010) und “Zur Zeit verstorben” (2004) auf dem Programm.

100 Filme in über 40 Jahren – das kommt nicht von ungefähr. Es scheint, als sei der Urberliner mit einer außergewöhnlichen Spielfreude gesegnet. “Heiner Müller hat gesagt: Arbeit, die Spaß macht, ist keine. Na, dann habe ich noch nie gearbeitet.” Auf seinen Traumschiff-Auftritt angesprochen, entgegnet er: „Ich hatte immer eine Grundregel: Hast du noch einen anderen Film? Nein? Dann spiele. Spielen ist immer besser als Nichtspielen.“
Doch Gwisdek hatte es nicht immer leicht: Knochenharte Arbeit in der DDR, Querelen wegen Westfilmen, einige wenige enttäuschende Filme – für ihn zählt auch seine letzte Regiearbeit „Das Mambospiel“ (1988) dazu. „Fünf Produzenten haben daran herumgepfuscht, er ist nur erschienen, weil ich entschieden habe, nicht zu scheitern.“ Gescheitert ist Gwisdek nicht, Erlebnisse wie diese formten seine Schauspielkraft. Und wenn er am Wochenende über den roten Teppich vorm Capitol läuft, inspiriert er vielleicht seine Zuschauer, wie er ein ambitionierter Tausendsassa und Film- und Fernsehliebling mehrerer Generationen zu werden.

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