„Der Kostümbildner war ein Sadist!“ [Interview mit Axel Ranisch]

Die Sonne scheint. Maria, Anna und ich betreten das stickige Capitol. Aufgeregt laufen wir hin und her auf der Suche nach the one and only Axel Ranisch. Wir begegnen ihm auf der Treppe. Wie selbstverständlich setzt er sich mit uns in eine ruhige Ecke. Er lacht und das wird auch so schnell nicht mehr aufhören.

 

Interview mit Axel Ranisch
Foto: Maria Buchholz

Axel, wie haben deine Mitmenschen reagiert, als du anfingst, den Film „Dicke Mädchen“ mit deiner Omma zu drehen?
Ich habe es einfach gedreht und vorher nichts erzählt. Im Nachhinein finden es alle toll, sie ist ja auch so toll. Sie ist leider heute abgereist, weil sie viel zu tun hat. Sie ist 90 Jahre alt und ein Hit!

Wie viel Autobiografie steckt in dem Film?
Die Geschichte ist sehr dicht an uns allen dran. Ich bin schwul und der Sven ist schwul. Ich glaube, den Verlust eines lieben Menschen oder eine unglückliche Liebe kennen wir alle. Insofern ist es wurscht, ob es 17-Jährige erleben oder in diesem Fall zwei reife, gestandene Männer mit einem dicken Bauch. Den habe ich auch selber. Insofern ist es schon dicht dran.

Passt der Film für dich in die Reihe „die jungen wilden“?
Ich kann mich damit identifizieren. Das sind zwei super Attribute! Wenn Omma auf der Bühne steht mit ihren 90 Jahren, das ist auch super. Ich wünsche mir für sie leidenschaftlich gern einen Nachwuchsschauspieler-Preis. Es wäre toll, wenn bei irgendeinem Festival ein Juror meinen Humor hätte…

Wie gehst du mit Flops um?
Wenn ein Film von mir als Regisseur floppt, dann ist das eine mittelschwere, gigantische Oberkatastrophe. Das will ich mir gar nicht ausdenken! Wenn es als Schauspieler passiert, dann ist es ein bisschen anders. Als Regisseur führt man alles auf sich selber zurück, es zerreißt einem die Seele. Ich bin eher ein Sensibelchen. Ich reagiere auf schlechte Kritiken bestürzt.

Aber die gab es bisher noch nicht oft, oder?
Ich habe in der Vergangenheit böse Kritiken gehabt. Über „Dicke Mädchen“ hat noch keiner schlecht geschrieben. Es ist grauenhaft,was ich da gemacht habe – mit dem Wackeln und den ständigen Schärfen und Unschärfen. Und der Ton ist andauernd übersteuert und der Wind laut! Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. „Dicke Mädchen“ war ein Befreiungsschlag. Und dann musste es auch so scheiße aussehen.

Interview mit Axel Ranisch
Foto: Maria Buchholz

Als wir „Wie man leben soll“ sahen, erstaunte es uns, dass du so selbstverständlich nackt vor der Kamera stehst.
Das war so grauenhaft! Ich hatte das Gefühl, dass ich die drei Monate Dreh über nur nackt rumgelaufen bin (lacht). Das war unangenehm, weil man erstens kein Schauspieler ist, sondern eigentlich selber Regisseur. Ich wurde auch permanent mit meinem Übergewicht konfrontiert. Der Kostümbildner war ein Sadist! Der hat mich in die unmöglichsten Kostüme gesteckt, in denen ich noch fetter aussah.

Nach dem bahnbrechenden Erfolg von „Schnitzi, Schnitzi“ fragen wir uns: Steht dir eine Karriere als Musiker bevor?
Ich bin sehr froh, dass der „Schnitzi-Schnitzi-Kelch“ an mir vorbeigegangen ist. Ich hatte ein bisschen Angst, dass die mich noch zur Après-Ski-Saison einladen. Ich hatte kurz überlegt: Würdest du das mitmachen? Also nur um ordentlich Kohle zu scheffeln (lacht). Aber dann kam es Gott sei Dank nicht dazu, dass ich mir diese Frage stellen musste.

Kannst du dich mit deiner Rolle als Charlie identifizieren?
Ich kenne den ganz gut. Ich habe den auch in mir, diesen patschigen Schlendrian, der nicht aus dem Arsch kommt. Ich bekämpfe ihn, so gut es geht.

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