Alltag oder Abschiebung? [SF „Weil ich schöner bin“]

„Lass uns wetten, wer Moritz zuerst küsst.“ – „Ich dachte du stehst auf Rafi?“ – „Ich will nur mal wissen, wie es ist, einen Jungen mit Zahnspange zu küssen.“ – „Ok, wir wetten.“ – „Er wird mich küssen, Schätzchen. Einfach weil ich schöner bin.“

Szene aus "Weil ich schöner bin"
Foto: Filmgalerie451

Charo (Mariangel Böhnke) ist 13, lebt in Berlin und befindet sich mitten in den Wirren der Pubertät. Sie trifft sich am liebsten mit ihrer besten Freundin Laura (Mira Aring), hat den coolsten Jungen der Schule im Visier und sticht sich heimlich ein Bauchnabelpiercing. Scheinbar durchlebt sie die ganz normale, schwierige Phase eines Teenies. Nur für das Gymnasium kann sie sich nicht anmelden – sie hat keine Papiere.
Die junge Kolumbianerin und ihre Mutter Inés (Angeles Aparicio) leben illegal in Deutschland. Vor ein paar Jahren sind sie mit einem Touristenvisum eingereist und flüchten seitdem vor der Abschiebung. Als die Polizei an der Tür klopft und Inés festnimmt, wird die Welt von Charo erneut von Grund auf erschüttert.

Frieder Schlaichs „Weil ich schöner bin“ ist ein feinfühliger Spielfilm über die Probleme des Erwachsenwerden und die Angst, in die eigene Vergangenheit zurückgeschickt zu werden. Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und einem atemberaubenden Soundtrack versetzt sich der Zuschauer sofort in die typische Meine-Mama-weiß-nicht-was-gut-für-mich-ist-und-zerstört-mein-ganzes-Leben-Haltung und sympathisiert mit Charo.
Kurze Frequenzen der Langatmigkeit werden durch liebevoll gestaltete Comicszenen aufgelockert. Allgemein beweist der Film ein überdurchschnittliches Maß an Kreativität. Ein guter Mix aus Gewohntem und Neuem, laut und leise, schnell und langsam.

Übrigens: Charo hat die Wette natürlich gewonnen.

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