Versuchskarnickelbericht [Barrierefreies Festival „Louisa“]

Louisa hält ihre Hand an die Kehle ihrer Freundin, wenn sie singt. Sie spürt die Vibration ihrer Stimme. Um die Musik zu fühlen, braucht Louisa kein Gehör.

Sezene "Louisa"
Foto: Filmstill

Louisa ist 22, Psychologiestudentin und liebt Musik. Sie redet und lacht gern. Und doch ist sie anders: Sensibler, feinfühliger, aufmerksamer. Louisa ist gehörlos. Aufgewachsen ist sie dennoch mit der Lautsprache. Erst seit Kurzem lernt sie Zeichensprache. Kommunikationsprobleme gab es kaum, im Alltag hilft ihr das Sprechen ungemein. Trotzdem fühlt Louisa sich betrogen. Da helfen auch nicht die liebevollen Worte ihrer Eltern.

Katharina Pethkes einfühlsames Portrait zeigt eine willensstarke, junge Frau, die sich Schritt für Schritt eine Welt erschließt, der sie eigentlich schon immer angehört. Mit dem Lernen der Gebärdensprache eröffnet sich für Louisa eine völlig andere Ebene der Kommunikation. Nicht mehr sie ist es, die sich anpassen muss, sondern die Hörenden müssen nun umdenken: „Ich sehe mich jetzt als Gehörlose.“
Durch die zahlreichen Nahaufnahmen ist die Vibration der Töne beinahe spürbar. Alle Sinne werden geschärft. Der Zuschauer ist ganz nah dabei, wenn Louisa ihre neue Art der Verständigung erlernt, erprobt und letztlich verteidigt. Katharina Pethke gelingt es mit ihrer 60-minütigen Dokumentation, gekonnt und einfühlsam auf die immer noch bestehende Benachteiligung von gehörlosen Menschen in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Der entscheidende Unterschied: Die Filmemacherin setzt nicht am Mitleid der Hörenden an, sondern legt den Fokus darauf, Respekt zu schaffen.
„Louisa“ ist Teil des Aktionstages „Jede Barriere ist eine zu viel!“ am 3. Mai, an dem das filmkunstfest ein eigenes Programm für Zuschauer mit Sinnesbehinderungen anbietet.

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