Weit, weit weg [Eröffnungsfilm „Ausgerechnet Sibirien“]

“Wer in Sibirien ist, geht in die Banja.” – das gilt ebenso für den spießigen Logistiker Matthias, der von schorischen Gesängen ins russische Nirgendwo gelockt wird.

Szene aus "Ausgerechnet Sibieren"
Foto: Mathias Bothor / Majestic

Matthias Bleuel (Joachim Król), Logistiker beim Modeversandhandel Fengler, wird von seinem Chef auf Dienstreise geschickt. Irgendwo in Südsibirien soll er in einer kleinen Verkaufsstelle neue Verwaltungssoftware installieren. Eigentlich sind nur drei Tage geplant. Doch die Reise entwickelt sich zur unfreiwilligen Odyssee, zu einem Selbsterfahrungstrip tausende Kilometer entfernt vom heimischen Leverkusen.

„Ausgerechnet Sibirien“ ist eine deutsch-russische Produktion aus der Hand von Ralf Huettner. Mit Gastauftritten von Katja Riemann und Armin Rhode ist die Kulturclash-Komödie reich besetzt und sicher gespielt. Passend fängt die Kamera feine Bilder der Charaktere und ihrer Umgebung ein, gerade wenn es um die zahlreichen Schlüsselsymbole wie die Libelle, Tomaten oder den schorischen Kehlkopfgesang geht.
Genau hier ergibt sich aber eine Kluft zwischen Umsetzung und Erwartung. Der ursprüngliche Stoff der Geschichte, welcher auf den Roman „Der Neuling“ von Michael Ebmeyer basiert und die Faszination des Autors für Kehlkopfgesang einfängt, kommt nur randläufig zur Geltung. Die Begegnung mit der russischen Lebensart ist klischeehaft und entspricht eher dem deutschen Bild von temperamentvollen Russen und abgelegenen, esoterisch wirkenden Orten.

Entstanden ist eine humorvolle Story für einen Donnerstagabend ohne Alternativen. Der Roadmovie zeichnet die Entwicklung von Matthias nach, der vom joggenden Hörbuchhörer zum sinnsuchenden Eisbader wird – raus  aus der Reihenhaussiedlung, hinein ins sibirische Abenteuer. Doch für ein Filmfest hoffen wir auf mehr, was den Einblick in die russische Kultur betrifft.

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