JUNGER FILM: Die Tragödie der Königin Hortense: Wider Erwarten

Wer hat Lust auf ein Happy End? Aber das gibt es doch in einer Tragödie gar nicht. Oder doch? Lasst euch überraschen von einer besonderen Art von Kurzfilm mit sympathisch- humoristischen und doch ernsthaften Szenen.

Hortense, nicht zu verwechseln mit der Pflanze Hortensie, erklärt der Nymphen ähnliche Chor.

Drei Frauen in schillernden und grellen Kostümen, mit überspitzt geschminkten Gesichtern. Sie sitzen auf durchsichtigen Schwimmringen in einem abgepumpten Schwimmbecken und erzählen Hortenses Geschichte. Sie scheinen sich in ihrem Erzählstil und der Reihenfolge jedoch nicht immer ganz einig zu sein. Zwei sind zu übereifrig und plappern schneller als sie nachdenken können. Die Bescheidene von den Dreien hält sie im Zaum und sorgt für den richtigen Aufbau der Tragödie.

Es beginnt mit einem kleinen Teaser: „Hortense vereint das Geschlecht des Süßen mit dem Samen des Sauren, der Bittersüße Keim oder ist er doch Zartbitter?“ Wir werden es herausfinden.

Es werden Griechische Mythen in grotesker Form auf unsere heutige Zeit übertragen, naja zumindest versucht. Mit überzogenen Mitteln wird die Tragik, die Schwere und das Glück der Hortense dargestellt.

Das Date des Unsympathen und unfeinfühligen Achill mit der traumatisierten Hortense in einem Fischrestaurant. Die Tapete besteht aus Fischen und Hortense trägt eine immens große Schleife im Haar. Das geschwollene Geschwafel von Achill als auch des Kellners tragen zur Absurdität der Szene bei. Ein Kirschkern reicht, um Hortense an einen unheilvollen Sommertag zu erinnern.

Zurückgespult:

Der Tag beginnt romantisch mit Jakob und Hortense. Unbeholfen zelebriert das Paar seine junge Liebe. Man würde ihnen dringend wünschen, dass sich ihre Körperlichkeiten bald anders gestalten werden. Sie sind an einem ländlichen Ort mit einem See, in dem sie ihre Körper abkühlen. Aber dann… Die Tore der Unterwelt öffnet sich und Hades legt sein Zepter aus Kirschkernen nieder und lässt sein Schloss im Himmel erscheinen.
Doch wie ist Aphrodite mit ihrem Sohn Eros vor Typhon geflohen? War da nicht etwas mit Metamorphosen? Und Fischen? Und was ein Zufall, dass Hortense ihr Date mit Achill in einem Fischrestaurant hat.

Aber eine Tragödie endet tragisch, das weiß doch jedes Kind. Und wenn nicht?

Den Nymphen wird das Wasser dann aber zu Kopf steigen und sie werden ihren Sirenengesang beginnen.

Schrill und absurd und darin doch authentisch schaffen es die Schauspielenden in diesem Kurzfilm eine ironische Art und Weise der Geschichtenerzählung zu schaffen.

Claudia Tuyet Scheffel sticht mit ihren kreativen Kostümen, ihrer Requisite und ihrer ganz neuen Form, eine Tragödie zu erzählen, heraus. Sie vereint dramatisches, was eher im Theater zu erwarten ist, mit dem, was in Filmen möglich ist.

Der Kurzfilm ist das Bachelorabschlussprojekt von Scheffel an der Hochschule für Film und bildenden Kunst in Hamburg für Film. Aus meiner Sicht sehr gelungen und dazu regt es auch noch die Geschichtskenntnisse an.


Text: Marlene Kolschewski

Dieser Film läuft in Block 2 des Wettbewerbs JUNGER FILM beim FiSH – Filmfestival im Stadthafen.

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