JUNGER FILM: Das ist eine Einladung: Schon mal drüber nachgedacht?

“Das ist eine Einladung” zur Selbstreflektion, zum Empowerment und zur Hinterfragung der modernen Geschlechterrollen. So beschreibt die junge Filmemacherin Catherine Schöberl selbst die Wirkung ihres aufwändig und besonders gestalteten Kurzfilms.

Catherine Schöberl hat ihren Bachelor an der Fachhochschule für Kunst und Design in Basel absolviert und hat diese Videocollage bisher auf zwei Filmfestivals gezeigt: Jung&Abgedreht in Hanau und bei den Schweizer Jugendfilmtagen in Zürich.

Die erste Perspektive ist ein trostloser Raum in dem drei Barhocker stehen. Drei Frauen kommen in den Raum, dessen Boden mit Plastikfolie bedeckt ist, und setzen sich.

Das Bild ist in drei Schnitte zerteilt, die sich unabhängig voneinander bewegen. Der Kopf der Frauen, der Oberkörper und die Beine. Und nicht nur das, bei näherem Hinschauen sind alle drei Frauen die selbe Schauspielerin. Alle tragen verschiedene Kostüme vom gleichen Stil. Schrill, pink und drüber. Mit einem Headset sind sie mit der Außenwelt verbunden.

Sie fangen an miteinander zu sprechen. Man hört Stimmen von verschiedenen Männern und Frauen. Es sind O-Töne aus verschiedenen Interviews, Talkshows und Fernsehaufnahmen. Sie alle thematisieren, wie eine Frau zu sein hat. Sowohl in Bezug auf ihr Äußeres als auch zu ihrem Verhalten.

Stimmen von Trump, Shelly Sandberg, Michelle Obama, Dr. Phil und viele mehr ertönen. Mal beziehen sich die Frauen mit dem Gesagten aufeinander, mal passt das Gesagte inhaltlich nicht zusammen.

In der Videocollage hat Schöberl die unterschiedlichen Zitate neu zueinander in Bezug gesetzt, sie gegenübergestellt und sie aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen. So hat sie ihnen eine neue Bedeutung gegeben und schafft es so zu verdeutlichen, wie stark die öffentlichen Medien das Frauenbild beeinflussen und welche konträren Forderungen an das weibliche Geschlecht gestellt werden. „Why are still so few women at the top?“ „If you want to lead“ „You shouldn’t want so many things“.

Außerdem verdeutlichen die Schnitte im Bild die Objektivierung von Frauen in öffentlichen Medien. Die Frau erscheint nicht als Ganzes sondern nur als Summe ihrer Teile. Einerseits soll sie schlank sein, aber auch nicht „too skinny“. And additionally :„The arms are the problem area“.

Mit ihrem Kurzfilm möchte die Filmemacherin dazu ermutigen den Strom an Ratschlägen, der alltäglich in den Medien produziert wird, kritisch zu hinterfragen. Jede Frau sollte die Möglichkeit haben, sich frei zu entwickeln. Die, sich teilweise widersprechenden Zitate, weisen nur darauf hin, dass es unmöglich ist, allen Ansprüchen an das Rollenbild Frau gerecht zu werden.

Kritisch, anregend und inspirierend hat es Schöberl geschafft ihre Idee umzusetzen. Auch mich hat ihre Videocollage berührt. Ich würde sie allen empfehlen und gerne einen kritischen Diskurs führen, weil es auch mir Anliegen ist, dass dieses Thema mehr zur Sprache kommt. Ich wünsche mir mehr Filme zu diesem Schwerpunkt.


Text: Marlene Kolschewski

Dieser Film läuft in Block 3 des Wettbewerbs JUNGER FILM beim FiSH – Filmfestival im Stadthafen.

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