JUNGER FILM: Bleiches Glimmen: Im Strobo-Licht zerbrechen

„Bleiches Glimmen“ erzählt vom Weltuntergang auf erschreckende und zugleich sensible Weise. „Alles endet heute“ sprüht Maxime (Lea Drinda) zu Beginn auf eine leere Wand.

Nicht in Schönschrift, nicht als Kunst, sondern als Warnung in großen, roten, krakeligen Buchstaben. Theresa Wiedemann, Studentin an der Hochschule für Film und Fernsehen, lässt die gesamte Bandbreite von Gefühlen über das Gesicht ihrer Protagonist*innen wandern und Lea Drinda gelingt das sehr eindrucksvoll.

Die junge Frau Maxime sieht das Ende der Welt kommen und zwar in dieser Nacht schon. Sie ist allein mit ihrer Angst. Zwei Freunde, die sie in einem Nachtclub trifft, nehmen die Situation nicht so wahr, jedoch überspielt Maxime ihre Sorge – freut sich die Beiden zu sehen. Es begleitet die junge Frau zu Beginn und in dem Nachtclub eine Motte, als Symbol für die Nacht, aber auch Gefahr und die Zerstörung.

Das Gedicht „Spät“ (1921) von Ferdinand Hardekopf, auf welches sich der Titel des Kurzfilms bezieht, beschäftigt sich mit dem Ende eines Tages, mit einer kranken Welt, die die Nacht offenbart. Während die laute Techno Musik hämmert, sieht der*die Zuschauende Maxime im Strobo-Licht tanzen, alles nochmal geben und zerbrechen.

Ihr Schmerz geht mir sehr nah. Ein Netz aus dunklen Adern erscheint auf ihrer bleichen Haut, auf ihrem Körper und weitet sich immer weiter aus. Es ist, als würde in ihren Adern dunkles Blut fließen. Gleichzeitig erscheinen dunkle Formeln an den Enden der Adern, die vielleicht das Geschehen auf mathematische Weise erklären könnten.

Das tut der Kurzfilm „Bleiches Glimmen“ nicht. Er zeigt nicht, wie es zu dieser Nacht, zu dem Gefühl gekommen ist, warum ihrer Freunde Finn und Charlie und scheinbar auch sonst niemand das Ende der Welt fühlen können. Aber er zeigt die Einsamkeit, die nicht durch Gesellschaft, durch Drogenkonsum oder durchs Tanzen verschwindet.


Text: Greta Markfort

Dieser Film läuft in Block 3 des Wettbewerbs JUNGER FILM beim FiSH – Filmfestival im Stadthafen.

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