Ins Holz: Klappe, entschuldigt… Baum der erste

Foto: Thomas Horat

„Wenn die Motorsägen singen und die Bäume baden gehen, dann sprechen wir vom Flößen.“

Waldesstille. Doch nur einen kurzen Augenblick. Dann geht es ins Holz. Ein Baum nach dem anderen bewegt sich elegant von der Senkrechten in die Waagerechte. Liegend warten die Riesen auf eine Handvoll Männer, die ihnen ihre Äste abnehmen. Die harte Arbeit wird mit Bratwürstchen und Kräuterbutter zum Frühstück belohnt. Gestärkt schicken die Flößer die Bäume auf ihre lange Reise. Sobald die letzten Holzfasern vom Stumpf getrennt sind, rutschen die Stämme im rasanten Tempo den Abhang hinunter in einen See hinein.
Verwundert frage ich mich: Wie wollen die Hölzfäller die Bäume wieder hinausfischen?

Aber Nein, der Film Ins Holz von Thomas Horat und Corina Schwingruber Ilic ist doch kein Mitschnitt von einfachen Holzfällarbeiten. Er mag ein Vergnügen für Motorsägenfans, er könnte auch ein Stich ins Herz von Umweltschützern sein, doch eigentlich wird den Zuschauer*innen in diesem Film das nachhaltige Handwerk des Flößens gezeigt. Die Kamera fängt das Tagewerk in seiner verblüffenden Schönheit ein und schenkt den Zuschauer*innen ein Bild, das ihnen bei dem Gedanken an gefällte Bäume normalerweise nicht kommt. Ich muss ganz ehrlich sagen, es hat in mir sogar das Interesse für die Flößerei geweckt.

Wäre nur nicht der Gesang der Motorsägen! Zwischen Ton und Bild ergibt sich eine schmerzhafte Dissonanz und ich überlege, ob die Regisseure nicht auch einen Stummfilm hätten drehen können. Doch ein Baum lässt sich schließlich nicht vom Wind umpusten und Ins Holz zeichnet wenigstens ein ehrliches Porträt.

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