Landstrich: Fragen in Acryl

Bild: Juliane Ebner

„Es muss ein anderes Deutschland geben, irgendwo, nicht bei uns. Mit hässlichen Menschen, die all das Böse in sich tragen, das unsere Nation je anzettelte […], mit dem wir zum Glück nicht direkt etwas zu tun haben.“

Wer sich entscheidet Landstrich von Juliane Ebner zu schauen, sollte dafür unbedingt ein wenig Zeit einplanen, um den Film nachwirken zu lassen. So leicht verständlich die Worte sind, die eine beinahe kindlich wirkende Stimme vorträgt, so lange wirken sie nach.

Auch für jüngere Zuschauer*innen, die noch nicht allzu gut mit den Themen Zweiter Weltkrieg/Geteiltes Deutschland vertraut sind, ist er nur begrenzt empfehlenswert.

Wer sich aber Zeit nimmt, wird belohnt. Die Macherin wirft auf eine beinahe satirische Art eher Fragen auf, als dass sie Antworten liefert. Sie zeichnet ein Bild von der Unfähigkeit vieler Deutscher, sich mit der Vergangenheit ihrer Familien auseinanderzusetzen. Dies geschieht durch ihre erinnernde Art des Erzählens, frei von Urteilen. Auch hier entsteht der Eindruck, einem Kind zu lauschen. Zusätzlich wirken die gemalten Bilder im Einklang mit dem Text. Immer wieder werden sie wiederholt. Mal sehen sich die Zuschauenden blankem Grund gegenüber, malverfälschen rote Tropfen die Zeichnung. Hier ist viel Raum für Interpretation gegeben.

Die sehr persönliche Geschichte von Angst und Sehnsucht, von Gut und Böse – und vielleicht sogar dem Guten im Bösen – gibt sicherlich auch Anstoß zum Eintauchen in eigene Erinnerungen.

Ja, Landstrich ist sicherlich persönlich. Aber in seiner Persönlichkeit ebenso allgemein übertragbar. Vielleicht liegt hier Ebners Geheimnis: Sie setzt ein allgemeines Thema persönlich um – und umgeht so politische Statements und die Notwendigkeit sachlicher Beurteilungen.

Das entstandene Werk wirkt leicht und gleichsam schwer, spezifisch wie allgemein…

Es fällt nicht leicht, den entstandenen Eindruck in Worte zu fassen. Jede*r, der sich den Film anschaut, wird etwas zu dieser Liste hinzuzufügen haben – schon allein deshalb lohnt sich der Kinobesuch.

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