HABITAT: Es grünt so grün

Foto: Emerson Culurgioni/Jonas Matauschek

Die Büsche blühen weiß. Die Bienenfresser sind zurück aus ihrem Winterquartier und finden sich zu Schwärmen am Ufer des Geiseltalsees ein.

Ehemals ein Tagebau ist durch Rekultivierung des Gebiets der größte künstliche See Deutschlands entstanden. Im Saalekreis, Sachsen-Anhalt, gelegen bildet er mit drei weiteren Seen den Geiseltaler Seenkomplex. Die Förderung der Braunkohle endete 1993. Die Flutung des Sees mit Saalewasser begann 2003 und wurde 2011 abgeschlossen.

Der Begriff Habitat bezeichnet in der Biologie den typischen Lebensraum einer Tier- oder Pflanzenart. Die Bedeutung des Begriffs hat sich zum Synonym für Biotop erweitert, was die Lebensstätte einer Gemeinschaft meint. Ebenso wird er in weiteren Wissenschaften wie zum Beispiel der Soziologie verwendet.

Um die vier voneinander unabhängigen Handlungsstränge zu verstehen, sind diese Hintergrundinformationen keinesfalls nötig, aber gut zu wissen. In den auffällig schönen Naturbildern einer völlig überformten Region agieren verschiedene Menschen zusammen, aber auch einzeln.
Den Regisseuren Emerson Culurgioni und Jonas Matauschek ist es in HABITAT gelungen mit der zurückhaltenden Kamera den Sommer am Geiseltalsee einzufangen. Ähnlich wie die porträtierten Ornitholog*innen, welche unter Tarnstoff die Vogelschwärme fotografieren. Sie zählen und messen die jährlichen Veränderungen der Lebensräume anhand ihrer Bewohner*innen, wie den Bienenfresser: Einen Zugvogel, welcher im September wieder aufbricht Richtung Süden, bis über den Äquator nach Südafrika reist um dann im Frühjahr zurückzukommen. Nach Sachsen-Anhalt.

Leider sind nicht alle ankommenden Reisenden aus dem Süden so willkommen wie dieser äußerst farbenfrohe Vogel. Der Ausbau des Naherholungsgebietes schreitet voran. Und auch wenn die vier Alltagsgeschehen der ehemaligen Bergleute, der Asylsuchenden oder Biologen wenig miteinander agieren, so haben sie doch gemeinsame Elemente über den geteilten Lebensraum hinweg.
HABITAT möchte nicht nur eine Dokumentation sein, sondern auch ein Heimatfilm. Und stellt zugleich die Frage, wessen Heimat dies sein könnte. Absolut aufschlussreich!

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