Es war einmal im November: Die kräftigste Farbe Rot

Foto: ZAIR/Adam Bajerski

Es ist November, es ist kalt, es ist grau, es regnet viel. Der Titel Es war einmal im November könnte auch ein Märchen einleiten.

Die Geschichte spielt in Warschau, Polen, im Jahre 2013. Sie ist inspiriert von den tatsächlichen Ereignissen am polnischen Unabhängigkeitstag des gleichen Jahres. Regisseur Andrzej Jakimowski hat die rechtsradikalen Ausschreitungen miterlebt. Für die Szenen des Geschehens in den Straßen am polnischen Unabhängigkeitstag ist dokumentarisches Filmmaterial verwendet worden.

Der Staat Polen erlangte die Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg 1918 wieder. Dieses Datum nehmen immer wieder nationalistische und rechtsradikale Gruppen zum Anlass, Aufmärsche zu organisieren. Oftmals kommt es zu Ausschreitungen. 2013 wurde dabei auch ein besetztes Haus in Warschau angegriffen, Medienberichten zufolge „von ein paar Dutzend Jugendlichen“.

Doch die Handlung geht nicht vorrangig um die Gewalt an dem einen Tag. Die beiden Hauptcharaktere, Mutter und Sohn, sind obdachlos. Ihre Wohnung wurde bereits vor dem Erzählbeginn gepfändet und so sehen wir sie mit Rucksack, Tasche und Hund Kole? von einer Unterkunft in die nächste ziehen.

Ohne viel Worte zu verschwenden spielen Agata Kulesza als Mutter und Grzegorz Palkowski als Sohn Mareczek ihre Rollen empathisch und überzeugend. Sie als ehemalige Lehrerin und er als Student gehören durchaus zur polnischen Mittelschicht mit Bildung an – was sie nicht vor der sozialen Ungerechtigkeit, in der sie sich befinden, bewahrt hat.

Ich als Zuschauerin bin mit meiner Aufmerksamheit hin und her gerissen zwischen den beiden thematisierten sozialen und politischen Problemen. Beide Aspekte leiden darunter, gegeneinander zu konkurrieren. Da steht ein persönliches Schicksal von Verlorenheit und Suche gegen hunderte rot-weiße Flaggen an. Die flehenden Rufe gehen unter im Knall und rot brennenden Bengalos.

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