Mein Leben als Zucchini: Weil der Wind uns tragen wird

„Sie ist fort, Icare.“ „Mein Name ist Zucchini!“ „Zucchini? Hat deine Mama dich so genannt? …nunja, mein Name ist Raymond.“ „Hat deine Mama dich etwa so genannt?“

Foto: Polyband Medien GmbH

Der 9-jährige Zucchini (eigentlich Icare) muss ins Kinderheim, als seine Mutter stirbt. Im ersten Moment denke ich mir: „Ach, na klar, das böse Kinderheim. Er wird eine fürchterliche Zeit haben, die Leiterin ist ein Drache und mit einer ganz besonderen Person wird er am Ende ausbrechen.“ Doch zum Glück schlägt der Film eine ganz andere Richtung ein. Zucchini freundet sich nach dramaturgisch sinnvollen Startschwierigkeiten schnell mit allen anderen Kindern an und sie erleben allerhand Abenteuer. Camille, ein mutiges, selbstbewusstes Mädchen stößt zu der Gruppe und erobert sie im Sturm. Nur leider ist nicht klar, ob sie im Heim bleiben darf. Die Lebensfreude dieser Persönchen springt nicht nur auf das Personal des Kinderheims über, sondern auch unumgänglich auf die Zuschauenden im Kino.

Nebst der farbenfroh und liebevoll ausgearbeiteten Stop-Motion-Animation überzeugt die schweizerisch-französische Produktion vor allem durch das Sound Design von Denis Seuchaud. Von Hintergrundgeräuschen über die Musik bis hin zu den Synchronstimmen samt Sprachduktus und Betonung ist alles, was den Ton betrifft, unfassbar stimmig. Die Atmosphäre schaffende Filmmusik wurde von Sophie Hunger, einer schweizerischen Singer-Songwriterin, beigesteuert und bringt eine oft melancholische, einfühlsame Stimmung mit. Trotz dieser traurigen Noten hat der Animationsfilm eine so starke, kindliche Positivität, dass ich mich nach dem Anschauen nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden kann.
Zu Recht wurde er für einen Oscar nominiert, erhielt eine Nennung bei den Golden Globes und hat auch sonst schon auf einigen Festivals begeistert, unter anderem in Cannes oder auf dem Zürich Film Festival. Die Deutsche Film- und Medienbewertung verlieh dem Film das Prädikat „Besonders wertvoll“ und von der European Film Academy wurde er in der Kategorie „Bester europäischer Animationsfilm 2016“ ausgezeichnet.
Ich kann mich dem nur anschließen und diesen Film wirklich jedem empfehlen. Denn jeder hat irgendwie Familie.

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