Ein roter Teppich für Asta Nielsen: vergoldetes Requisit des stummen Films

Kennst du Charlie Chaplin? Kennst du die Olsenbande? Kennst du die Diva der Dänen, Asta Sofie Amalie Nielsen?

Foto: Sidsel Becker

In Kopenhagen, in ärmlichen Verhältnissen der Arbeiterklasse, wird sie im September 1881 geboren. Sie wächst in Schweden und in Dänemark auf, da ihr Vater häufig Arbeit suchen muss. Dieser verstibt allerdings schon, als Asta erst 14 Jahre alt ist. Sie beendet die Schule und versucht ihren Traum der Schauspielerrei zu verwirklichen. Sie bekommt Unterricht und sie bekommt ein Kind. Da ist sie knapp 20 Jahre jung, ihre Tochter nennt sie Jester und sie entscheidet sich den Vater des Kindes nicht zu heiraten. Ihren Weltruhm wird diese Unabhängigkeit nicht schmälern.

Die Reguisseurin Eva Tind des Dokumentarfilms Ein roter Teppich für Asta Nielsen stößt die Tür auf zur Requisitenkammer dieser Künstlerin. Eva puzzelt ihre Person, viel mehr ihre Persönlichkeit mit Filmausschnitten, Fanpost, ihren Wohnungen und Lebensstätten, Schmuckstücken, Pelzmänteln, Requisiten der Stummfilme, Anekdoten und Menschen, die Asta noch gekannt haben, zusammen. Das chronologische Biografie der Schauspielerin kommt nur bruchstückhaft vor. Der Charakter und die Kunst dieser faszinierenden Person nehmen den größten Raum in den 52 Minuten Spielzeit des Films ein.

Und so bin auch ich fasziniert von dieser unabhängigen Frau, die nicht widersprüchlicher sein könnte. Durch den gefühlvollen Inhalt der Filmminuten, kann ich über die lässig wackelnde Handkamera und die unscharfen Bilder des Autofokus hinwegschauen. Viel wichtiger erscheinen die künstlerischen Interpretationen von den inzwischen in aller Welt und Zeit verteilten Requisiten. Immerwieder dürfen, die bereits zu Wort gekommenden Menschen, von Asta inspiriert, darstellen, was von einer Künstlerin zu scheinen bleibt.

Denn welche Bedeutung hat diese starke Frau heute? In über 70 Stummfilmen hat sie innerhalb von 30 Jahren gespielt und damit die Ära des Stummfilms von Anfang bis zum Ende begleitet. Ihre Schauspielerei hat sie mit dem Beginn des Tonfilms aufgegeben. Was ihr scheinbar Raum für andere künstlerische Neigungen gab, Theaterschauspiel, dem Schreiben ihrer Memoiren und dem Malen von Bildern mit Stoff. Regie an der Verfilmung ihrer eigenen Biografie hat sie 1946 sebst geführt. Sie starb 1972 im Alter von 91 Jahren bei Kopenhagen und ist in einem annonymen Massengrab beigesetzt.

Zu Lebzeiten war sie bekannter als ihr U.S.-amerikanischer Kollege Charlie Chaplin und läuft damit vielleicht vor ihm als erster Weltstar des aufkommenden Kinos. Sie ist Sexsymbol, obwohl ihr privates Verhalten nicht den gesellschaftlichen Normen der Zeit entspricht. Das Repertoire ihres Spiels ist vielseitig, sie legt sich auf kein Rollenfach fest, sie beherscht konfliktbeladene, leidende Figuren, wie komische und humorvolle. Und doch, ich nehme Asta Nielsen erst durch diese Vorführung im Kontext ihres Geburtslandes Dänemark bewusst war.

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