Maikäfer, flieg!: Mit anderen Augen

„Es ist Krieg. Schon lange. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie kein Krieg war.“ Die Stimme des Mädchens, begleitet von den Geräuschen herannahender Bomben, dringt durch Mark und Bein.

Foto: W-film/Oliver Oppitz

Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Die 9-jährige Christine (Zita Gaier) wächst in einem Umfeld auf, das sie keinen Frieden kennen lässt. Ausgebombt muss sie mit ihren Eltern (Ursula Strauß, Gerald Votava), einer Hausfrau und einem ehemaligen deutschen Soldaten, fliehen und lässt sich in einem Haus in Neuwaldegg nieder. Als kurz darauf auch Soldaten der Roten Armee das Haus für sich einnehmen wollen, sind sie und ihre Familie erneut in Lebensgefahr – Christine jedoch sieht darin ein Abenteuer und freundet sich sogar mit dem russischen Koch Cohn an.
„Ich bin den Krieg gewohnt. Die Bomben auch.“ Der Granatenhagel aus Kinderaugen. Wie wir heute keinen Krieg kennen, kennt Christine Nöstlinger, auf deren gleichnamigen autobiografischen Roman Maikäfer, flieg! basiert, während ihrer Kindheit keinen Frieden. Es sind bereits die ersten gesprochenen Sätze, die einen vollkommen einnehmen und in einen Alltag ziehen, der einem sonst völlig unbekannt ist. Eine spannende Handlung, starke Charaktere und ausdrucksstarke Schauspielerinnen und Schauspieler machen das Filmerlebnis zu einem ganz besonderen. Das kleine Mädchen lässt sich nicht einmal von den Launen seiner Eltern unterkriegen, deren Verzweiflung ob der äußeren Umstände man ihnen ansieht. Krisenerfahren aber doch mit einer authentischen kindlichen Naivität bleibt die junge Christine ganz bei sich.
Einzig der häufig leicht vernuschelte österreichische Dialekt macht es den Zuschauenden oftmals schwer, den Dialogen zu folgen. Durch eine Mischung aus eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen, Requisiten, Kostümen und der musikalischen Unterlegung durch Eva Jantschitsch wird das jedoch wieder mehr als wett gemacht.
Regisseurin Mirjam Unger ist mit „Maikäfer, flieg!“ ein Meisterwerk von einem Drama gelungen, das sicher nicht nur für Jugendliche, sondern genauso für Erwachsene ein Erlebnis darstellt und kaum ein Auge trocken lassen wird.

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