Mirr: Gesang von Leid und Trauer

Foto: Mehdi Sahebi

 „Wie sollen wir zeigen, dass wir unsere Felder verloren haben? Wir sind keine Schauspieler, das wird nicht leicht.“

Kautschukplantagen verdrängen die traditionellen Felder einheimischer Bauern im Norden Kambodschas. Benchey und seine Familie stehen existenzielle Notstände durch: Ohne Land haben sie keine Möglichkeit Nahrung anzubauen. Benchey macht sich auf den Weg, um freie Erde zu finden: einen Ort, der nicht besetzt ist oder unter Naturschutz steht und der fruchtbaren Boden bietet. Regisseur Mehdi Sahebi inszeniert mit seinem Kamerateam und den Einwohnerinnen und Einwohnern die gewaltsame Vertreibung von ihren letzten Feldern außerhalb Kambodschas wirtschaftlich weiter entwickelterer Zivilisation.
Benchey singt. Er singt von Leid und Trauer, von Verlust und Ängsten. Und er erzählt: „Ich bin ein Mann, der nicht fähig ist, seine Kinder zu versorgen. Das quält mich sehr.“ Der Dorfälteste besticht mit Authentizität. Das ist auch nicht schwer, so wird in der Dokumentation allen Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern eine Stimme gegeben. Wer etwas sagen möchte, sagt es einfach. Ohne viele Schnitte. Eine begleitende Erzählstimme ist da gar nicht nötig.
Ein paar Frauen lassen Zweifel daran laut werden, was der Film überhaupt bewirken könne. „Das bringt uns unsere Felder auch nicht zurück.“ – „Nein, aber es macht die Menschen auf uns aufmerksam.“
Während wir im totalen Plastikwahnsinn versinken, kämpfen die Menschen in den kleinen ostasiatischen Dörfern um ihre Existenz. Mirr braucht nicht einmal Musik um Wirkung zu erzielen. Die Bilder sprechen für sich und die Verzweiflung ist den Menschen des Stammes ins Gesicht geschrieben. So bleibt es doch für sie offen, woher sie am nächsten Tag ihre Mahlzeit bekommen sollen – geschweige denn den jährlichen Betrag zum Pachten neuer Felder. Wer hier eine klassische Doku erwartet, wird enttäuscht. Denn Mirr ist viel mehr. Hinein gesogen in eine Welt, so anders als die unsere, ist es ein exzellenter Film, der durch das authentische Bildmaterial wieder und wieder mitten ins Herz trifft.

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