Die Prüfung: Zehn von 678

Ein wirklich echtes Erlebnis. Nervenaufreibend und emotional geladen. – Gastbeitrag von Hannah Fiedler

Die Prüfung
Foto: Börres Weiffenbach


Was muss das für ein Gefühl sein, von 687 zu den zehn Auserwählten zu gehören? Ein schier unbegreifliches, wie uns bereits zu Anfang des Dokumentarfilmes „Die Prüfung“ die aufgelöste Stimme einer der angenommenen Bewerberinnen übermittelt. Doch wer sind eigentlich die Bewerber und was ist das überhaupt für eine Prüfung? Es geht um die Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Schauspielschule in Hannover. Till Harms, der Regisseur des Filmes, schildert diese Prüfung aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen aus der, der 678 aufgeregten Bewerberinnen und Bewerber und zum anderen aus der Perspektive der zehn Prüfer.
Was dieser Film schafft, ist eine intensive Beziehung zwischen Publikum und den im Film Beteiligten. Es ist unglaublich interessant, den jungen Schauspieltalenten zuzuschauen und während des zehntägigen Auswahlverfahrens mit ihnen mitzufiebern. Als Zuschauer fühlt man sich in eine ganz andere Welt hineinversetzt. Und wenn zwischenzeitlich die Bilder eines verschneiten Hannovers eingeblendet werden und wir sphärische, musikalische Klänge vernehmen, wird eine beinahe verzauberte Atmosphäre geschaffen. Dies ist jedoch auch der Zeitpunkt, den man als Zuschauer dafür nutzen sollte, sich von der aufgestauten Anspannung zu befreien. Denn die emotionalen und oft unverhofft scharfen Bemerkungen der Prüfer sind manchmal gar nicht ganz ohne. Wer ist brauchbar und wer hat Charakter? Tatsächlich wirkt es hart, dies so als Kriterium zu formulieren. Doch letztlich ist genau das die Herausforderung der Prüfer, darüber zu Entscheiden. „Die Prüfung“ ist eine spannungsgeladene Dokumentation, an der mich vor allem der ungewohnte Blick auf die Prüfungskommission und deren Leidenschaft, sich für ihre Favoriten einzusetzen, reizte.

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