Lenas Klasse: Unter fahrenden Zügen

Eigentlich ist Lena so wie alle anderen.

Lenas Klasse 4
Foto: Iwan Twerdowski

Die 16-jährige lacht viel, hängt mit ihren Freunden rum, verliebt sich und findet ihre Lehrerinnen doof. Aber Lena (Maria Poezhaeva) sitzt aufgrund einer Muskelerkrankung im Rollstuhl. Sechs Jahre lang wurde sie Zuhause unterrichtet, dann darf sie wieder zur Schule – in eine Sonderklasse. Ihre Mitschüler integrieren sie sofort, sie ist befreit von ihrer Einsamkeit und außerdem verliebt sie sich in Anton (Filipp Avdeyev). Der Korridor für die körperlich und geistig behinderten Jugendlichen ist zwar mit einem Gitter von dem der anderen getrennt und Lena fühlt sich im Unterricht unterfordert, aber sie scheint glücklich. Doch dann ändert sich alles. Die anderen scheinen sich an der Beziehung zwischen ihr und Anton zu stören.

„Lenas Klasse“ ist ein unglaublich frustrierender Film. Die Ungerechtigkeit des Schulsystem ist gerade noch zu ertragen. Aber als die Mitschüler sich gegen Lena verschwören, sie vollkommen ohnmächtig ist und nichts zu tun weiß, überkommt mich ebenfalls ein Gefühl der Hilflosigkeit. Die Schule wirkt wie ein Gefängnis. Die Stadt hat nichts zu bieten außer mehreren Gleisen, auf denen ständig Güterzüge fahren. Damit schafft der Regisseur Iwan I. Twerdowski zu gleichen Teilen ein erschütterndes, aber auch authentisch wirkendes Set-Up. Die teilweise beeindruckende Improvisation der Schauspieler trägt sicherlich auch dazu bei; im Drehbuch wurden keine Texte vorgegeben.

„Lenas Klasse“ zeigt beeindruckend die Welt einer jungen Rollstuhlfahrerin in Russland. Der Schockmoment kurz vor Ende lenkt allerdings von der Message total ab, so dass zumindest bei mir nur noch bodenlose Erschütterung bleibt.

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