Girls don’t fly: „My Name is Boss“

Ghana. Wir befinden uns auf einem kleinen Flugplatz. Engländer Jonathan ist hier Besitzer einer Flugschule. Diese eröffnete er nur für Frauen, um sie zu Pilotinnen auszubilden. 

girls dont fly
Foto: INDI FILM GmbH

Damit ist er der erste in Westafrika, der Frauen diese Chance ermöglicht. Zu Beginn der Dokumentation treffen neun frisch gebackene Flugschülerinnen ein, die alle nur ein Ziel haben: Pilotin sein. Doch dies ist für sie gar nicht so einfach, denn zwischen ihren und Jonathans Vorstellungen klaffen Welten. Sein Ton ist rau, seine Art sadistisch. Er drillt die Frauen wie an einer Militärakademie. Als ersten Schritt in diese Richtung weist er ihnen Nummern zu, keine Namen. Lydia ist das Aushängeschild der Flugschule. Sie ist seit ihrer Kindheit gehandicapt, doch Jonathan will ihr, ebenso wie den anderen, eine Chance geben. Der Traum vom Fliegen scheint für alle nah.

Die 89 Minuten Dokumentarfilm geben uns einen Einblick in die seit der Kolonialzeit bestehenden sozialen Konstrukte und Hierarchien. Das Leben und die Gefühlswelt der Frauen werden klar dargestellt, sodass Mitgefühl und Empathie aufkommen. Dies geschieht durch eine Kamera, die nicht eingreift oder wertet, sondern die Szenerien simpel festhält. An dieser Stelle kann man die Filmemacherin Monika Grassl nur loben. Sie schafft eine Atmosphäre, die ein richtiges Emotions-Potpourri im Betrachter entstehen lässt.

Der Ton trägt dazu einen wichtigen Teil bei. Der Verzicht auf eine Off-Stimme lässt die Szenen direkt und authentisch wirken. Musik wird als Stilmittel sehr dezent, dafür aber an den richtigen Stellen eingesetzt.

Meine Erwartungen an den Film wurden übertroffen. Das Ende ist ebenso überraschend wie der Titel, welcher nicht passender hätte gewählt werden können.

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