Thank you for bombing: Journalismus mit Doppelmoral

Aus manchen Menschen bringt die Abwesenheit von Krieg das Schlimmste hervor. Ein Krieg steht in Afghanistan kurz bevor. Zwei amerikanische Soldaten sollen angeblich mehrere Exemplare des Korans verbrannt haben. In Kabul versammeln sich Reportageteams aus aller Welt.

03 Journalisten © Filmladen_Lotus Film
Foto: Filmladen Lotus Film

Ewald (Erwin Steinhauer), ein kurz vor der Rente stehender Auslandskorrespondent, wird schon am Flughafen in Wien mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Lana (Manon Kahle), eine junge, ambitionierte Journalistin, würde alles geben, um erfolgreich und ernst genommen zu werden. Cal (Raphael von Bargen), schon eine Größe der Krisenreportage, ist unzufrieden mit der Einengung, die er erfährt, und testet seine Grenzen etwas zu weit aus.

Für den Film sprach Barbara Eder (Regie) in Krisengebieten mit Reporterinnen und Reportern, um deren Emotionen zu verstehen. Ursprünglich plante sie einen Film mit diesen Menschen, aber schnell wurde ihr klar, dass dies nicht nur deren berufliche Karriere gefährden könnte. Deshalb entschied sie sich für Schauspieler – aber gegen ein festes Drehbuch. Die Details entwickelten sich erst bei den Proben und Dreharbeiten, was man dem Film überhaupt nicht anmerkt. Schonungslos werden die Geschichten erzählt, brutal und ekelerregend. Absurd, als eine Bombe inmitten von Kabul explodiert, ruft ein Journalist freudestrahlend: „It’s happening now! The war ist starting, come on!“

Der Film löst in mir Verzweiflung aus. Wenn diese Geschichte auf realen Unterhaltungen beruht, kann es dann auch nur ein Kunstgriff sein oder sind Journalisten in Kriegsgebieten tatsächlich so karrierefixiert, dass es sie nicht interessiert, dass ihr Beitrag einen Krieg auslösen könnte? Und kann es wirklich sein, dass sie sogar dankbar für die Toten und die eigene emotionale Verstümmlung sind, wenn nur eine gute Story dabei herausspringt – „Thank you for bombing“ eben?

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