Tsunami: Herr der Fische

Sofie Nørgaard Kampmark liefert ihren ersten Animationsfilm darüber, was zu tun ist, wenn die eigenen Mitbewohner Meerestiere sind.

Tsunami
Foto: Anja Perl, Michelle Nardone

Haru, ein Mann mittleren Alters, watet durch das fast knietiefe Wasser und trägt bedächtig seine Einkäufe nach Hause. Dunkle Regenwolken hängen am Himmel, Wind und Wasser haben die Nachbarschaft verwüstet.
Im seiner vom Tsunami zerstörten Behausung bereitet Haru gerade einsam eine Mahlzeit zu, als plötzlich zwei Krebstiere an ihm vorbei tippeln. Er folgt ihnen und findet so heraus, dass neben Krebsen auch noch weitere Meerestiere sein Wohnzimmer besiedeln. Im zweiten Stock ist ein riesiger Fisch gestrandet – der Geist des Meeres. Kann er die austrocknende, sterbende Kreatur ignorieren, oder wird er ihr helfen, auch wenn der Geist des Meeres für viel Zerstörung und Leid in Harus Leben gesorgt hat?

Der siebenminütige Kurzfilm der Dänin Sofie Nørgaard Kampmark thematisiert die Melancholie und Trauer eines Mannes, der durch einen Tsunami viel verloren hat. Während Sofie Nørgaard Kampmark selbst für einige Zeit in Tokio lebte, zerstörten im Frühjahr 2011 meterhohe Tsunamiwellen weite Teile der nordöstlichen Küste Japans. Inspiriert wurde Kampmarks Debütfilm von der Tragödie im Land sowie von der Bildsprache des japanischen Filmemachers Yasujirô Ozu, der sich mit einer langsamen, tief platzierten Kamera viel Zeit für kleinste Nuancen nimmt.
Die ruhigen und bedächtigen Bilder des Animationsfilms erinnern an japanische Aquarellmalereien. Verfeinert mit surrealen, traumhaften Elementen liefern sie eine behutsame Darstellung des Lebens im Nachklang der Katastrophe. Die kunstvollen Illustrationen des Teams vom dänischen The Animation Workshop sowie die passende Klanguntermalung lassen den kurzen, aber nachdenklich stimmenden Plot dabei fast in den Hintergrund geraten.

 

Weitere Informationen:

 

Tsunami from The Animation Workshop on Vimeo.

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