Heute Abend und morgen früh : Der Weg zurück

Einmal den Weg nicht allzu schnell fortsetzen, einmal inne halten, einmal abwarten. „Muss man immer als Erstes zuhause sein?“
In der Anonymität der Zuschauer wandert eine Frau durch Ostberlin. Die Arbeit ist vorbei, eigentlich könnte sie jetzt zusammen mit ihrer Familie den Feierabend genießen. Doch sie ist nicht in Hast, hat es nicht eilig, nach Hause zu kommen.

Stattdessen schlendert sie durch die Stadt, über den Markt, wird von zahlreichen Männern angesprochen, die sie zu kennen glauben oder Lebensmittel-Privilegien aufdrängen wollen. Doch weder hat sie wirkliches Interesse, noch ist sie vollkommen unbeteiligt, sie beruht nur auf einer grundlegenden Offenheit. Aber auch jeder Weg ist einmal zu Ende – Zuhause warten dann doch ungeduldig ihr Mann und der Sohn.

Mit dem Film „Heute Abend und morgen früh“ aus dem Jahr 1979 ruft Regisseur Dieter Hochmut indirekt dazu auf, einmal inne zu halten und nicht gehetzt von Termin zu Termin zu eilen. Vielmehr lohnt sich doch ein Blick auf die Mitmenschen, die genauso zu Offenheit neigen können, wenn man sich selbst offen zeigt. Das wirkt paradox zum heutigen Alltag – und gibt dem Film gerade dadurch wieder eine starke aktuelle Relevanz. Die Umgebung wirkt viel friedlicher, wirkt ruhiger als sonst.

Was dem Film – zum Leidwesen oder Glück der Zuschauer_innen – fehlt, ist eine tatsächlich erzählte Geschichte. Sehr gelungen wird ein möglicher Tag als DDR-Bürger dargestellt, der so gewiss nicht täglich verlaufen konnte, jedoch bleibt ein erwarteter Höhepunkt aus.

Loungemusik unterstreicht die Ruhe, die die entspannte Ausstrahlung der Frau verbreitet. Und, wie heißt es so schön im Film? „Muss man immer als erstes zuhause sein? Immer allen die Tür aufmachen müssen?“

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