Einer von uns: Anfangs Chillen Alle Breit

Metallisches Sirren, hohe dumpfe Töne, langsame Kamerafahrten durch später wohl sehr bedeutsame Bilder. Filme dieser Art beginnen immer so.

Einer von uns
Foto: Golden Girls Filmproduktion


Julian (Jack Hofer) ist 14 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Österreich. Der Alltag ist nicht wirklich spannend, der Treffpunkt für die Jugend ist das weitläufige Gelände des gigantischen Supermarkts Merx. Dort treffen sich die Möchtegern-Gangster, besprayen Wände, rauchen Shisha und fühlen sich cool. Ständig ist die Polizei Julian und seinen Freunden auf den Fersen und vermiest ihnen den ganzen Spaß. Marko (Simon Morzé) kommt gerade aus dem Gefängnis und ist schon etwas älter als der Rest. Er besorgt das Gras und wirkt auch sonst auf Julian wie eine interessante Person, sodass er sich mit ihm anfreundet. Eines Nachts kurven sie mit dem Auto von seinem Kumpel Victor (Christopher Schärf) durch die Gegend, kiffen und haben Spaß. Bis sie auf die Idee kommen, in den Supermarkt einzubrechen.

„Einer von uns“ basiert auf einer erschreckenden wahren Begebenheit. 2009 hat die österreichische Polizei einen 14-Jährigen aus dem Ort Krems bei einem Supermarkteinbruch erschossen. Nach der entsprechenden Szene im Film bin ich wütend. Warum zur Hölle? Wie kann man nur? Eben diese bodenlose Bestürzung hat der Regisseur Stephan Richter perfekt inszeniert und belässt es bei klaren Bildern ohne unnütze Ausschmückungen. Eine drückende Atmosphäre schafft auch der dumpfe Sound. Es ist, als säße man mit Julian und Marko zwischen den Regalen, schwer atmend, voller Angst.

Unterbrochen wird der Plot immer wieder von starren, kalten Kamerafahrten durch die Supermarktregale. Ein Mitarbeiter wird mehrmals beim Wegschmeißen der eigentlich noch essbaren Lebensmittel in einen großen Container gezeigt. Treffend porträtiert Stephan Richter unsere Konsumgesellschaft und ich bleibe zurück mit vielen Fragen, aber vor allem: will ich so leben?

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