Nachspielzeit: Gewalt ist (k)eine Lösung

Ist es gerecht, den Erzfeind mit den gleichen Mitteln zu bekämpfen, die er verwendet?

Spielfilm: Nachspielzeit
Foto: Lichtblick Media

Cem (Mehmet Atesci) wohnt in Berlin-Neukölln. Er absolviert gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Altersheim. Dabei verliebt er sich in Rahel (Friederike Brecht), die hübsche Tanztherapeutin der Einrichtung. Seine türkischstämmige Familie betreibt ein Fischrestaurant, das vor dem Aus steht. Die Geldprobleme behauptet der zwielichtige Calli (Aleksandar Tesla) lösen zu können. Cems liebstes Hobby ist das Fußballspielen. Bei einem Spiel geraten er und Roman (Frederick Lau) aneinander, als rassistische Sprüche auf dem Bolzplatz fallen. Die Auseinandersetzung setzt sich nach dem Spiel fort. Cem hat einen starken Gerechtigkeitssinn, will für die Freiheit des Kiezes kämpfen, gegen Nazis und Mietwucher. In einer Spirale aus Gewalt und Gegengewalt droht die Situation zu eskalieren.

Schnell denkt man bei diesem Sozialdrama: Hier ist aber viel los! Fremdenfeindlichkeit, Gentrifizierung, Geldprobleme, Vater-Sohn-Konflikte, Kapitalismuskritik, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Brutalität – hätte nicht auch eins von diesen Themen für einen Film gereicht? Mit einem sehr komplexen und vielschichtigen Plot erscheint NACHSPIELZEIT etwas überladen. Die zentrale Botschaft dieses Streifens von Regisseur Andreas Piepers ist jedoch eine sehr schöne: Egal, wie grauenvoll und unverständlich das Handeln einer Person erscheinen mag, man muss den Menschen in seinem Tun immer im Kontext seiner Biografie und Lebenswelt sehen. Denn so kann selbst schlimmstes Verhalten nachvollziehbar werden. Der Zuschauer wird zum Beobachter dessen, wie die Protagonisten einen Wandlungsprozess durchlaufen. Wird es dem Publikum von NACHSPIELZEIT auch so ergehen?

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