Zwischen intellektuellen Übungen und nackten Frauen [Ausstellungen Schweriner Höfe]

Gleich zwei Ausstellungen sind in den Schweriner Höfen zu sehen. Sie sagen alles, was es über die Beziehung zwischen Schwerin und Kunst zu sagen gibt.

Foto: Sebastian Gutnik
Foto: Sebastian Gutnik

„Legacy of Games“ zeigt künstlerische Interpretationen der Londoner Olympiade. Es wird mit den Olympiafarben in verschiedensten Anordnungen gespielt. Man bemerkt sie, wenn man aus dem Capitol durch die Schweriner Höfe geht und zufällig nach links schaut.
Wenn man etwas weiter geht und erneut nach links schaut, bemerkt man eventuell auch die Ausstellung „Between Intention and Action“. Diese besteht aus fünf Aufnahmen des Dichters, Filmemachers und Fotografen Stephen Mooney. In dem kleinen Raum steht noch ein Tisch mit Sekt in Plastikbechern. Die Bilder zeigen Hauptfiguren von Hesse und Coelho, die im Konflikt zwischen „Intention“ und „Action“ gefangen sind. Der Sekt ist ganz in Ordnung. An den Wänden haben wir einen Selbstmord, einen Mord, einen Dreier. Wir haben einen Mann mit Hörnern und Engelsflügeln und wir haben Sartre. Denn Sartre ist existenziell.

Stephen Mooney lebt in Berlin, spricht perfekt Deutsch und erzählt jedem, der danach fragt, die Geschichte seines Werkes, welches unbestreitbar tadellos ist in Sachen Belichtung und Komposition. Jedes Haar auf dem Kopf der fast kopulierenden Helden und jeder kleine Spiegel, in dem der Steppenwolf Hermine ermordet, könnten nicht besser ausgerichtet sein.
„Eine bestimmte Menge an technischer Kompetenz ist wichtig“, so Mooney. Bei der modernen Fotografie geriete dies zunehmend in Vergessenheit. „Fotografie ist das Ergebnis einer intellektuellen Übung“, fährt er fort. Doch es ist ihm auch wichtig zu wissen, dass „Leute, die mit Kunst nichts zu tun haben“, seine Bilder konsumieren können. Eine Frau von der Deutsch-Britischen Gesellschaft nickt bestätigend, trinkt den Plastiksekt und unterhält sich mit Mooney über Peter Greenaway und Luis Buñuel. Die Worte „ästhetisch“ und „intellektuell“ fallen sehr oft. Ich frage einen älteren Herrn, ob ich ihn vor einem Bild fotografieren kann. „Ja, klar“, sagt er. „Vor dem da – mit der nackten Frau.“

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