Vertraust du mir? [Halbstark „Puppe“]

„Ich möchte nicht, dass ihr auf der Straße bleibt. Ich möchte nicht, dass ihr in den Knast kommt“

Foto: w-Film / Hagen Keller
Foto: w-Film / Hagen Keller

Ein Aufeinanderprallen zweier Welten. Die 16-jährige Anna (Anke Retzlaff) lebte bislang als Straßenkind mit ihrer besten Freundin Leila in Duisburg. Gewalt, Drogen und zwielichtige Geschäfte sind ihr Alltag. Bis sich die Wege der beiden durch schlimme und folgeschwere Einschnitte trennen. Daraufhin wird Anna fernab von ihrer eigentlichen Heimat und jeder Zivilisation in ein Erziehungscamp in die Schweizer Alpen gesteckt. Die Betreuerin Geena (Corinna Harfouch) kümmert sich zusammen mit der Hauslehrerin Julie (Anne Haug) um sie und die Schützlinge Magie (Sara Fazilat) und Emma (Stella Holzapfel). Durch Naturverbundenheit und Farm- und Gartenarbeit sollen die Mädchen lernen, einen neuen Weg zu gehen und mit ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen.

Das scheinbare Paradies, das durch traumhafte Naturaufnahmen von Alm- und Bauernhofidylle anfangs entsteht, zerbricht schon in den ersten paar Minuten von „Puppe“ durch regelmäßige Rückblenden in Annas alte Welt. Der Film entwickelt ein rasantes Gewirr aus Vergangenheit und Gegenwart und bald ist klar: aus der Vergangenheit ist nicht immer für immer Vergangenheit, sie kann uns wieder einholen. Und vor ihr zu fliehen ist schier unmöglich.

Eine durchgehend beunruhigende und bedrohliche Stimmung zieht sich durch das gesamte Drama des Filmemachers Sebastian Kutzli. Selbst wenn scheinbar unspektakuläre und friedliche Szenen gezeigt werden, ist da immer noch ein dunkler Unterton, der sich selbst von einem strahlenden Sommertag nicht aufhellen lässt.
Die Schwierigkeit sich auszudrücken, wenn man es nie gelernt hat. Emotionen und Gefühlen Raum zu geben, sodass Mitmenschen sie auch verstehen können. Das ist nicht leicht. Besonders, wenn man sich sonst nie anders als durch Gewalt mitgeteilt hat. Diese Problematik und der holperige Weg zu einer besseren, gewaltlosen Kommunikation werden in „Puppe“ überzeugend dargestellt. Es werden keine Lücken offen gelassen.

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