Mädchen in echt beschissener Situation [SF „Scherbenpark“]

„Du, hör mal. Ich hab‘ mir überlegt, ich will Vadim umbringen. Ist das okay für dich? Ist ja dein Vater.”

Foto: mm filmpresse
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Die 17-jährige Sascha (Jasna Fritzi Bauer) hat zwei Ziele. Erstens: Ein Buch über ihre verstorbene Mutter schreiben. Arbeitstitel: „Die Geschichte einer hirnlosen, rothaarigen Frau, die noch leben würde, wenn sie auf ihre kluge älteste Tochter gehört hätte“ Und zweitens: Sie will ihren Stiefvater Vadim umbringen.
Mit ihren zwei Geschwistern und ihrer Tante wohnt sie in einem Plattenbaukomplex am Scherbenpark. Sie und ihr kleiner Bruder werden von der örtlichen Jugendgang terrorisiert, ihre Tante spricht kaum Deutsch, die Mutter ist tot, der Stiefvater ist im Knast, den leiblichen Vater kennt sie nicht – klingt schwer nach Sozialdrama. Tatsächlich ist SCHERBENPARK aber ungewöhnlich unterhaltsam für eine Milieustudie einer Spätaussiedler-Familie in einem sozialen Brennpunkt. Sascha gibt sich abgebrüht, so schnell tut ihr niemand mehr weh. Doch als sie in einem Zeitungsartikel entdeckt, wie ihr Stiefvater Vadim als einfühlsam und voll von Reue beschrieben wird, passt ihr das so gar nicht in den Kram. Der zuständige Redakteur Volker (Ulrich Noethen) zeigt wider Erwarten Mitgefühl und nimmt Sascha kurzerhand bei sich und seinem 16-jährigen Sohn Felix (Max Hegewald) auf. Es entsteht eine Dreiecks-(Liebes)-geschichte – nicht nur zwischen den Protagonisten, sondern auch innerhalb der zwei Welten, zwischen denen Sascha nun pendelt. Aber Sascha muss erkennen, dass auch Volkers Familie nicht so heil und perfekt ist, wie sie dachte. Ihre Fassade als abgeklärte junge Erwachsene beginnt zu bröckeln, bis die Situation schließlich eskaliert.

Regisseurin Bettina Blümer porträtiert mit großartigen Schauspielern die Geschichte (basierend auf der Romanvorlage von Alina Bronsky) eines starken jungen Mädchens, das versucht, sich mit seinem Schicksal zu arrangieren. Auch wenn die verschiedenen Beziehungskisten teilweise vorhersehbar sind: ein kurzweiliges Skript, die brisante Thematik und bissige Dialoge garantieren gute Unterhaltung zum Mit-und Nachdenken. SCHERBENPARK verfolgt den Zuschauer noch nach dem Abspann.

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