Exit through the escape route [SF „Rona & Nele“]

“Aber über Fluchtwege habe ich mir noch keine Gedanken gemacht”, beginnt Nele ihre Erzählung.

Filmstill: HFF Festivals & Distribution
Filmstill: HFF Festivals & Distribution

Friedrichshain in Berlin, Nele (Daniela Schulz) kommt gerade aus der Universität, geht einkaufen. Neben ihr packt eine junge Frau die Müslitüte unter die Jacke. In der Nacht hilft Nele dieser Frau dabei, ihre Containerbeute ein Stück zu tragen. Sie heißt Rona (Amelie Kiefer). „Ich wäre schon gerne mitgegangen”, überlegt sich Nele zu Hause im Bett. Also heftet sie sich bei der nächsten Gelegenheit an Ronas Fersen, welche ab und an eine Komplizin benötigt. Bald findet sie sich um Häuserecken rennend wieder.
Regisseurin Silvia Chiogna nimmt sich die bunten Klischees des Berliner Szeneviertels und setzt zwei Frauen hinein. Mit der Architekturstudentin Nele beackert sie das träumerische Thema Freiheit, indem das Duo immer wieder mit Normen und Konventionen bricht. Zwischen Punks und Straßenmusikern, welche alle auf ihre eigenen kreativen Ideen kommen, um sich über die Runden zu schleichen, wirken all die kleinen Taten allerdings nicht rebellisch, sondern bedürftig. Während Nele über den Mut und die Chuzpe von Rona sinnt, kommt sie nicht aus ihrem Tourismus am Rande einer Großstadtgesellschaft heraus. Sie schaut zu und trifft keine spontanen Entscheidungen – während es aber Rona mehr um die Fragen von Nähe und Freundschaft geht, an denen sie im turbulenten Stadttreiben meistens nur vorbeigeht.
Interessante Sätze findet Nele immer wieder, um ihre Umgebung zu analysieren. Ansonsten kommen die Handlungen und besonders die Entwicklung der beiden Frauen angenehmerweise ohne viel Text aus. Dabei spielt die Akustik eine große Rolle. Sicher war es nicht ungewollt, dass ich mehrmals über 10 Minuten hinweg gestört und verwirrt meine Kopfhörer kontrollieren musste, ehe sich die Geschichte überschlägt und der Ton zusammenbricht. Wie gut, dass es eine kleine Straßenband gibt, welche alles – Stimmung, Handlung, Film – schwungvoll rettet. Denn kurz rezensiert: „Rona & Nele“ guckt sich nett weg.

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