Ist das jetzt Kunst? (Part II) [Ausstellung „Anxiety States“]

Schnelle, grelle, verwackelte Bilder aus Russland, mitten zwischen altehrwürdigen holländischen Meisterwerken. Das passt in keine Matroschka.

 

Impressionen aus der Ausstellung
Foto: Marie Kutzer

Vielleicht gehe ich das Ganze verkehrt an. Wieder scheint die Sonne, wie schon am Montag, als ich die Ausstellung „Feathered Diary“ im Schleswig-Holstein-Haus besuchte. Diesmal freue ich mich auf die Videoinstallation „Anxiety States“ im Staatlichen Museum. Dennoch bin ich enttäuscht, als ich erst nach einigem Herumirren in der Ständigen Ausstellung den Fernseher etwas deplaziert zwischen mindestens 300 Jahre älteren Gemälden des Kabinetts „Krieg und Krise“ finde. Na wenigstens Krise passt.
In ihrer Videointervention thematisiert Alina Gutkina die Angst der Menschen in der Postsowjetunion. Unscharfe, verwackelte, grelle Bilder von Landschaften erinnern an Omas Urlaubsvideos. Im Fokus stehen jedoch Teenager, geboren in den Neunzigern. Ihre Zukunft ist unsicher. Selbe Generation, ähnliche Probleme. Warum kann ich mich nicht identifizieren? Soll ich das überhaupt?

Ich frage die hinter mir lauernde Museumsangestellte, was sie von dem Film hält. Sie scheint genauso ratlos zu sein wie ich und druckst etwas rum. Den Standort finde sie auch unpassend, vor allem aber die Sprache. In Dialogen und Monologen in ihrer Muttersprache sprechen die Jugendlichen über ihre Ängste, es gibt Untertitel auf Englisch. „Wer beide Sprachen nicht kann, ist aufgeschmissen“, so ihre Beobachtung. „Na ja, und am Ende erschießt er sich dann.“ Wollte er, tut er aber nicht. Die Szene endet, bevor ein Schuss fällt. Die Pistole ist Richtung Zuschauer gerichtet.
Ich gehe. Wenigstens für die derzeitige Bloemart-Ausstellung hat sich ein Besuch im Staatlichen Museum gelohnt. Und um ein wenig Abkühlung von der Sonne zu haben.

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