Durchs Sieb gefallen [gedreht in MV „Unter Männern“]

„Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts […] begangen wird, ist mit Gefängnis zu bestrafen“ (§ 175, StGB der DDR)

Unter Männern
Foto: Jürgen Wittdorf

Nervös und unruhig fahren seine Hände die Stuhllehnen entlang, während er von seinem Coming-out erzählt. Es war nicht einfach für ihn. Jürgen Wittdorf, Jahrgang 1932, ist Grafiker, Aktzeichner und homosexuell. Erst spät, als er längst über 30 Jahre alt ist, wird er sich seiner Sexualität bewusst. Er ist einer von sechs Männern, die von Markus Stein und Ringo Rösener für die Dokumentation „Unter Männern – Schwul in der DDR“ interviewt wurden.
Die ausgewählten Charaktere könnten dabei unterschiedlicher kaum sein. Eduard Stapel studierte Theologie, um sich im Schutz der evangelischen Kirche für die Belange der Schwulen zu engagieren. Oder der ausgeflippte Friseur Frank Schäfer, der die Verhaftungen heute eher locker sieht. Oder der Lehrer Christian Schulz, der verzweifelt versucht, etwas gegen sein „Anderssein“ zu tun.
Was sie alle verbindet, ist die gemeinsame Erfahrung, im sozialistischen System des Arbeiter- und Bauernstaates unerwünscht zu sein. Das Leben fand für sie in einer verbotenen Parallelgesellschaft statt, die sich anonym und heimlich in der Unterwelt der DDR zu etablieren versuchte. Dabei gehen sie alle ganz unterschiedliche Wege mit der Repression, der Ächtung und den inneren Konflikten umzugehen.

Einfühlsam und ehrlich wird von den Erfahrungen der Homosexuellen mit einem Staat berichtet, der sie wegen ihrer Sexualität als Staatsfeinde einstufte. Dabei wird deutlich, dass jeder von ihnen das Leben in der DDR auf seine eigene Art und Weise als beklemmend und erdrückend empfand.

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