Blutsbrüder durchs Knopfloch [Kunst im Dialog „Blut muss fließen“]

Ein Journalist recherchiert seit acht Jahren undercover in der rechten Rockszene. Wacklige Bilder zeigen tiefe und authentische Einblicke.

Blut muss fliessen
Foto: "Jenny Them" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by)

Unter dem Pseudonym Thomas Kuban ist der Reporter Kameramann und Hauptperson zugleich. Immer mit der Angst im Nacken aufzufliegen und das Projekt und sein Leben zu riskieren, zeigt ihn Regisseur und Produzent Peter Ohlendorf auf seinem unermüdlichen Einsatz, die rechte Rockszene in Deutschland und weiteren europäischen Ländern aufzudecken. Unverblümt wird die Verherrlichung faschistischer Propaganda offengelegt. Es ist erschreckend, wie unreflektiert menschenverachtende Gesänge zelebriert und mit Sieg-Heil-Rufen „beklatscht“ werden.

Schwach ist der Film hinsichtlich der einseitigen Perspektive und immer gleicher Bilder: Die rechte Kultur wird lediglich an ihrer Oberfläche dargestellt. Es kommen nur Menschen zu Wort, die selbst distanziert sind und die Musikszene von außen analysieren. Keine Stimmen und Motivationen von innen, keine Aussteiger, keine Jugendlichen, die vielleicht schon Kontakt mit der rechten Kultur hatten.
Die dauernde Wiederholung ähnlicher Bilder aus saufenden und grölenden Skinheads wird im Verlauf der Dokumentation ermüdend. Informierte Zuschauer werden wenig Neues in dem Film erkennen, weil er Insidereindrücke, jedoch kein Insiderwissen offenlegt.
Die Dokumentation „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ ist weniger als Film, sondern mehr als politisches Projekt zu würdigen. Regisseur und Kameramann sind Kämpfer für die Demokratie. Sie halten Erkenntnisse und Aufnahmen nicht zurück, sondern versuchen sie zeitnah durch Sendeanstalten zu publizieren. Sie erreichen dadurch – wenn auch kleine – politische Erfolge und gehen den lobenswerten Kompromiss ein, dass der fertige Film an Neuheitsgehalt einbüßt.

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