Volle Kraft voraus [Dok „Unter Kontrolle“]

Perfektes Timing für den deutschlandweiten Kinostart: Kühler Beitrag zur neu aufflammenden Atomdebatte angesichts der Ereignisse in Fukushima.

Erste Kameraeinstellung: hermetische Dunkelheit. Leises Knistern. Schimmerndes Aufleben dünner, organisch pulsierender Lichtstreifen. Wie ein Sternschnuppenregen aus dem Makrokosmos oder diffuses Schweifen ionisierter Atomteilchen im Innern eines Strahlungsdetektors? Das ist der ästhetische Auftakt des Dokumentarfilms „Unter Kontrolle“ von Volker Sattel.

Das Ergebnis einer dreijährigen Studie bietet uns viele Einblicke in verschiedene Institutionen der deutschen und österreichischen Nuklearindustrie. Es folgen ausführliche Beiträge von Experten, Befürwortern und Kritikern der Atomkraft. Dafür begibt sich Seifer in aktive und stillgelegte Kernkraftwerke, Anlagen zur Schulung, die Internationale Atomenergiebehörde, ein Institut für Risikoforschung, die Jahrestagung der Kerntechnik, Forschungsstätten sowie ein Endlager für radioaktiven Abfall. Außerdem werden auch die Folgen der Außerbetriebnahme eines monströsen Atommeilers betrachtet.

Dieses Meisterwerk seiner Art begeistert mit der Ästhetisierung architektonischer Utopien des 20. Jahrhunderts. Dabei begibt sich der Zuschauer auf eine illusorische Reise zwischen Science-Fiction und Industriealltag. Imposante Bilder werden kommentarlos in Cinemascope-Verfahren auf die Leinwand gebracht. Die musikalische Geräuschkulisse weicht zwischen mechanischem Piepen und Fiepen. Nach Spannung kann man hier vergebens suchen. Der Film regt höchstens den Antiatomkraft-Aktivisten oder expliziten Liebhaber der besonderen Kameraführung an.

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