Verlorene Zeit? Nicht mit Alice [Interview Alice Dwyer]

Im filmab!-Interview verrät die 22-jährige Kurzfilmjurorin, warum ihre Rolle in „Die verlorene Zeit“ eine intensive Herausforderung war.

Hallo Alice, schön dass du dir Zeit für unser Interview genommen hast. Bist du das erste Mal in Schwerin beim filmkunstfest dabei?
Ich war fast dreimal schon hier. Meistens aber nur für einen Abend, weil ich noch zur Schule gegangen bin und immer am nächsten Tag pünktlich zurück sein musste. Das ist jetzt das erste Mal, dass ich die Möglichkeit hab, ein bisschen was von Schwerin zu sehen.

Wie gefällt dir die Stadt denn so?
Bis jetzt ist es total nett. Ich hab mir heute mal vorgenommen, ein bisschen was von der Stadt zu sehen, das hab ich noch nicht richtig geschafft. Alle sind sehr nett und höflich, die Sonne scheint. Ich kann nichts Schlechtes sagen. (ein Lächeln huscht über ihr Gesicht)

Du bist in diesem Jahr Mitglied der Kurzfilmjury. Ist es das erste Mal, dass du in der Jury eines Filmfestivals dabei bist?
Nee, das mache ich jetzt auch das dritte Mal (lacht). Es ist immer wieder aufs Neue spannend, weil es immer andere Leute sind, mit denen man sich irgendwie auseinander setzen muss und die alle eine andere Sicht auf Filme haben. Ich find das toll, mal mitreden zu dürfen, wer gewinnen darf (lacht). Da ist es spannend, einfach mal auf der anderen Seite zu sitzen.

Was macht für dich einen Kurzfilm spannend?
Das hat verschiedene Aspekte. Ich finde es sehr toll, wenn es die Macher schaffen, eine runde Geschichte zu erzählen. Das hat mit der Schauspielführung zu tun, mit der Kamera, mit allem. Das ist sehr selten der Fall, aber wenn es funktioniert, dann ist das eine große Freude. Dann versteht man das Format. Und es ist auch eine Kunst.

Gibt es Sachen, die sich in Kurzfilmen besser erzählen lassen als in Spielfilmen?
(überlegt) Das kann man so nicht sagen. Es ist schon schwierig, eine passende Geschichte zu finden, die sich rund und gut und ausfüllend in 15 Minuten erzählen lässt. Da hat man einfach bei 90 Minuten viel mehr Zeit, mehr Vorbereitungszeit und kann einfach eine Geschichte ausbreiten.

Kommen wir zu deinem neuen Streifen „Die verlorene Zeit“. Du hast am Dienstag auf der Pressekonferenz gesagt, dass es ein Film ist, der vielleicht schnell in diese Schublade eines „KZ-Films“ gesteckt wird. Wie gelingt es, dieses Klischee zu umgehen?
Was der Film vor allem erzählt, ist die Geschichte einer Liebe. Wie eine Liebe sich findet, und wie sie verloren geht. Das ist der Kern. Dadurch gelingt es auch. Es ist wichtig, dass man trotzdem auf dem Schirm hat, dass es um diese Zeit geht. Ich finde es, um ehrlich zu sein, furchtbar, dass die Leute da sofort so reagieren und sagen: Nee, hab ich überhaupt keine Lust drauf. Es ist aber eine wichtige, spannende Zeit.

War die Rolle für dich eine Herausforderung?
Ja, eine sehr große. Wir haben es in zwei Teilen gedreht, dazwischen lagen sechs Monate Pause. Ich selbst musste fast acht Kilo abnehmen. Das ist einfach unfassbar anstrengend und nervig (lacht). Auch fürs Umfeld, wahrscheinlich sogar mehr als für einen selber. Am Set war es auch schwierig. Wenn du 12 Stunden arbeitest, passiert es halt, dass dir dein Körper einfach ‘nen Finger zeigt und dann klappst du weg. Das war für mich eine der intensivsten Arbeiten, die ich bisher gemacht habe.

Ein Blick in die Zukunft: Ich habe gelesen, dass du gerade mit Dietrich Brüggemann zusammenarbeitest, der hier im letzten Jahr mit „Renn wenn du kannst“ vertreten war. Kannst du schon ein bisschen was dazu verraten?
Der Film spielt in vier Jahreszeiten. Jetzt gerade haben wir den „Frühlingsblock“ abgedreht, im Juli geht’s weiter und im Oktober sind wir fertig. Jacob Matschenz, Anna Brüggemann und Robert Gwisdek sind wieder dabei. Der Arbeitstitel lautet „Drei Zimmer, Küche, Bad“. Das macht sehr, sehr viel Spaß. Alle freuen sich auf den nächsten Teil – und wenn es vorbei ist, sind alle traurig. Aber auch glücklich, weil wir wissen: In drei Monaten sehen wir uns wieder.

Vor Kurzem hast du am Staatstheater Hannover in deinem ersten Theaterstück mitgewirkt. Was für eine Erfahrung war das für dich?
Das war sehr spannend. Regie bei dem Stück hat Mirko Borscht geführt, den ich von „Kombat Sechzehn“ kenne. Als erste Theatererfahrung war das für mich sehr gut. Das war ein geschützter Rahmen für mich, mit Mirko jemanden zu haben, der meine Art zu arbeiten auch kennt. Ich war vor allem sehr panisch, sehr nervös. Das sind zwei verschiedene Arten von Schauspiel, die du da bedienen musst. Ich muss da noch viel lernen, aber es war sehr toll.

Also ist Theater etwas, was du noch weiterführen möchtest?
Mal schauen. Eine Woche nach der Premiere habe ich wieder mit Brüggemann gedreht und hab den Boden geküsst. Ich war so glücklich, wieder am Filmset zu sein, wo ist wusste, was ich machen soll. Ich würde schon sagen, dass ich bei dem Film zuhause bin. Ich bin nicht abgeneigt, ich würd es gern nochmal ausprobieren. Aber vielleicht erst in zwei Jahren.

Letzte Frage: Deine Kurzfilmempfehlung für die filmab!-Leser?
Das darf ich nicht sagen. Wir hatten gerade die Besprechung und haben beschlossen, wer gewinnen wird. Da krieg, glaub ich, Ärger. Aber… (überlegt) es gibt gute und weniger gute. Das war gegen Ende auch relativ klar für uns.

Vielen Dank für das Gespräch!

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