Sonnenbrand statt Burnout [Dok „Adopted“]

Einsamer Europäer sucht liebevolle, afrikanische Familie.



„Hier ist die Welt, wie sie wirklich ist. Nichts ist versteckt. Alles ist da. Der Tod, der Dreck, der Gestank und das Laute. In Deutschland ist das alles unterdrückt. Es ist hier etwas Altertümliches. So wie die Menschen früher waren und die digitale Zeit nebeneinander… Das ist ehrlich und befreiend.“

Adoption. Ein mittlerweile alltäglicher Begriff. Wenn es aber um Erwachsene geht, die von afrikanischen Familien aufgenommen werden, tauchen Fragen auf. Ein Projekt, welches im Dokumentarfilm Adopted unter die Lupe genommen wurde: Bindungslose Europäer sind also auf der Suche nach Zusammengehörigkeit, Geborgenheit und Liebe. Finden sollen sie diese anscheinend verloren gegangenen Werte in den Großfamilien, die immer so arm, aber trotzdem glücklich wirken. Die Kamera begleitet Thelma, Gisela und Ludger bei dem Experiment und zeigt ihre Höhen und Tiefen, Vorstellung und Wirklichkeit, Euphorie und Angst.

Über Rouven Rechs Dokumentarfilm grübelt man noch lange nach der 128. Minute. Er liefert etwas noch nie Dagewesenes, etwas Unnachahmliches, etwas Lebensnahes. Voll mit Gefühl, ohne überladen und sentimental zu wirken. Schade nur, dass zeitweise die Umsetzung des Projektes ähnlich schwer scheint wie die volle Konzentration auch bis zur letzen Minute zu behalten. Trotz allem ein rundum tiefschürfender Film, bei dem der Zuschauer mit der Frage alleine gelassen wird: Würde ich bei dem Projekt mitmachen?

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