Jaffas sanfte Meereswogen [Israel „Jellyfish“]

Manchmal muss man sich im Leben treiben lassen – so wie die Quallen im Meer.

Ein kleines Mädchen taucht urplötzlich am Strand von Tel Aviv auf. Was sie hat: nasse Haare, eine Badehose und einen Schwimmreifen. Was sie nicht hat: einen Namen und die Fähigkeit zu sprechen. Weil sonst niemand da ist, der sich um sie kümmern könnte, nimmt sich die Kellnerin Batya ihrer an. Parallel dazu verbringt die frisch verheiratete Keren ihre Flitterwochen in einem miefigen Hotelzimmer, weil sie sich bei der Hochzeit das Bein gebrochen hat. Ihr Mann? Der verbringt lieber Zeit mit einer älteren, aber attraktiven Schriftstellerin, die sich allein die beste Suite desselben Hotels gemietet hat. Und dann gibt es noch Joy – eine Philippinin, die ihren Sohn zurücklassen musste, um sich in Tel Aviv als häusliche Krankenpflegerin um eine mürrische Frau zu kümmern.

Die drei Geschichten in „Jellyfish“, dem Regiedebüt des Schriftstellerpaares Shira Geffen und Etgar Keret, sind vielschichtig und doch eng ineinander verwoben. Manchmal schwermütig, manchmal träumerisch, manchmal lustig, manchmal tragisch erzählt dieser Film von den komplizierten Beziehungen, die (auch erwachsene) Kinder zu ihren Eltern haben können. Während eine dynamische Kamera das Leben auf den Straßen Tel Avivs einfängt, ergreift den Zuschauer immer wieder eine zarte Stimme aus dem Off. Mit einer rührenden Sanftheit – ganz ohne große Gesten – kommt ein moderner israelischer Alltag zum Vorschein, der mit brutalen Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen und im Westjordanland nichts zu tun hat. Hin und wieder reicht eine stille Umarmung einfach aus.

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