Es kommt von Herzen [Eröffnungsveranstaltung]

Wenn das Pulikum noch lernt, in ausreichendem Maße zu applaudieren, bewegt sich unser Land. Egal, ob laut oder leise.

Ein Knistern liegt in der Luft und die Finger der Fotografen ruhen auf den Auslösern – bereit, im richtigen Moment abzudrücken. Während das Licht erlischt und der altbekannte filmkunstfest-Jingle durch den Saal tönt, drängeln sich die letzten Besucher der diesjährigen Eröffnungsveranstaltung durch die Reihen. Zwei junge Musiker aus Berlin betreten die Bühne und werden als „Ofrin“ vorgestellt. Diese israelisch-deutsche Band begleitet das Programm und macht es zu dem, was es ist: ein Konzert, ergänzt von feierlichen Dankesreden. Mit experimentellen Rhythmen und grandiosem Gesang stimmen sie das Publikum auf den Abend und das gesamte Festival ein.

Moderiert von Jochen Vahr ist die Veranstaltung in diesem Jahr wesentlich knackiger als 2010, wenn auch in einem weniger gefüllten Saal des Capitols. Ganz euphorisch betritt er die Bühne, immerhin wollte er „doch schon immer zum Film“. Zwar hat er es nicht direkt auf die Leinwand, dafür aber davor geschafft und „kann eigentlich schon nach Hause gehen“. Zur Erleichterung aller bleibt er auf der Bühne stehen und führt uns durch das Programm. Ein ganz besonderes Gefühl teilen sowohl Zuschauer als auch Mitarbeiter mit ihm: „Es geht WIRKLICH los!“ Zum fünften Geburtstag der Filmland MV gGmbH verkündet zuerst Torsten Jahn seinen Stolz über das filmkunstfest MV. Bereits seit seinem 12. Geburtstag verfolgt er die cineastischen Tage im Mai. Er erhofft sich, mit diesem kulturellen Beitrag etwas in und für Mecklenburg-Vorpommern zu bewegen und endet seine heimatliche Rede mit der Empfehlung: „Ausschlafen können Sie danach!“

Ein Hauch von Israel schwebt durch den Raum, als der Botschaftsrat für Kultur in der Botschaft des Staates Israel, Ran Yaakoby, ans Podium tritt und an diesem Abend seine Freude über die Wahl des Gastlandes zum Ausdruck bringt. Er beschreibt die Länderreihe als einen subjektiven und somit auch persönlichen Blick auf die israelische Kultur und den Alltag dieses fernen Landes.

In ihrer kurzen Ansprache verspricht die Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow in den nächsten Tagen eine gute und anspruchsvolle Unterhaltung. Anschließend stellt Stefan Fichtner, künstlerischer Leiter des Festes, in einer zwar scheinbar unerprobten, dafür aber authentischen und sympathischen Rede die Jurys der Wettbewerbskategorien vor. Bereits mit der Ankündigung „Ich denke, ich werde jetzt eine halbe Stunde lang danke sagen – und das mache ich jetzt auch!“ hat er die Lacher des Publikums auf seiner Seite.

Abschließend kommt unser Kultusminister Henry Tesch zu Wort. In Vertretung von Erwin Sellering, der leider nicht anwesend sein kann, spricht er seine Begeisterung für das Medium Film aus. Der geborene Schweriner erklärt das 21. filmkunstfest MV offiziell für eröffnet und übergibt letzendlich das diesjährige Drehbuch-Stipendium „film residence M-V“ an den Regisseur von „12 Meter ohne Kopf“, Sven Taddicken. Vielleicht kann man das Ergebnis des einmonatigen Aufenthalts im Künstlerhaus Lukas (Ahrenshoop) in den nächsten Jahren beim filmkunstfest MV auf den Leinwändern flimmern sehen.

Nach all diesen Ansprachen, die nun einmal zum offiziellen Teil gehören, verliert sich der Abend in den hebräischen Texten der musikalischen Begleitung und bringt selbst den älteren, grummeligen Herren neben mir zum Fußwippen. Im schwachen Licht des Notausganges beende ich meine Notizen und verlasse den Saal, im Gepäck viele Eindrücke und noch mehr Erwartungen an die folgende Woche.

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