Die Kraft der Worte [Dok „9 Leben“]

Eindringliche Schwarzweiß-Bilder von Gesichtern, die etwas zu erzählen haben.

Es wird nichts verschönt, nichts retuschiert, nichts ausgeschmückt, nichts runter gespielt. Die Wahrheit. Das ist es, was so fesselnd ist an „9 Leben“.
In Maria Speths Dokumentarfilm haben die Portraitierten alle etwas gemeinsam. Sie lebten einmal auf der Straße und bedienten die Klischees: Die falschen Freunde, das Hinschmeißen der Schule, aber vor allem ein kaputtes Elternhaus und keine oder eine schlechte Kindheit. Das alles spielt sich meist in Berlin ab. Die erzählenden Jugendlichen erreichen die Aufmerksamkeit des Zuschauers nicht durch die gewohnten Bilder von Junkies, die sich den goldenen Schuss setzen wollen oder nach Geld betteln. Es ist die Kraft der Worte. In diesem Fall sind die Schauspieler das Leben, und was ist glaubwürdiger als die Wahrheit? Der einzige Drehort ist das Studio. Was eintönig erscheinen mag, ist genau das Gegenteil. So entsteht ein viel größerer Fokus auf die Geschichten der Jugendlichen, die sie selbst zu befreien scheinen.

Eindringliche Schwarzweiß-Bilder, die darauf verzichten, gefühlsduselig zu wirken. Es werden Menschen von einer anderen Seite beleuchtet – Menschen, die wir jeden Tag sehen und verurteilen. Und so werden vielleicht viele Zuschauer einmal einen anderen Blick auf die Leute werfen, die mit Tattoos und Piercings am Körper bettelnd in der Fußgängerzone sitzen. Bewegende Schicksale, minimalistisch umgesetzt.

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