Die erlernte Trostlosigkeit [SF „Die Ausbildung“]

„Die Ausbildung“ erzählt die Geschichte eines 20-Jährigen, der früh erfahren muss, wie man die Karriereleiter hochsteigt.

Jan (Joseph K. Bundschuh) ist ein pflichtbewusster Auszubildender im dritten Lehrjahr bei einem großen Software-Unternehmen. Den monotonen, drögen Büroalltag – kopieren, telefonieren, Statistiken auswerten – versucht der junge Lehrling durch den Kauf kleiner Luxusartikel auszugleichen. Als die attraktive Jenny (Anke Retzlaff) für ein Praktikum zur Firma dazustößt, scheint die Arbeit Jan endlich mehr Spaß zu bereiten. Doch auch ihre Anwesenheit kann nicht davon ablenken, dass der Abteilungsleiter systematisch Mitarbeiter entlässt…

Dirk Lütters erster Langfilm zeichnet ein kaltes, rationales Bild der modernen Arbeitswelt. Die statische Kamera und der blaustichige, entsättigte Farbton distanzieren den Zuschauer vom Geschehen und machen ihn zum außen stehenden Beobachter. In nur einer einzigen Szene, in der Jan und Jenny weit weg vom Büroleben ihre Zweisamkeit genießen, ist überhaupt ein Lachen zu vernehmen. Wird von Jan zwar ständig ein freundliches, herzliches Auftreten im Kundenkontakt gefordert, dominiert dennoch das funktionale Bürokratendeutsch und eine sterile, nüchterne Atmosphäre.
Beinah klang- und farblos vermittelt Dirk Lütter auf überzeugende Weise die Gleichzeitigkeit einer inneren Leere und der Sorge vor fristlosen Kündigungen, die vielen Arbeitnehmern heute den Schlaf raubt. Die etwas übertrieben emotionslose Darstellung der Hauptfigur verhindert leider ein wirkliches Eintauchen in diese verlassene Welt.

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