„Wo ist das Innigste bei dir?“ – Hamlet im Magen [SF „Barriere“]

Verlassene Ruinen in Regen getaucht. Rauchschwaden, die sich in der Luft verlieren. Ein nackter Schauspielschüler liegt kopflos am Boden neben Alkoholflasche und Verstand, als er sich an seinen Grenzen schneidet. „Sein oder nicht sein, das ist die verfickte Frage!“ – und das alles in schwarz-weiß gezeichneter Verwirrung.

 

Sarah (Klara Manzel) ist eine von neun Schauspielern, die sich eine Rolle bei Hans Meinholds (Matthias Habich) Interpretation von Shakespeares Hamlet ergattern will und so im steten Konkurrenzkampf mit ihren Mitbewerbern steht. Neid im Knochenmark und sexuelle Triebhaftigkeit geben das Salz in die Suppe der Protagonisten. Nach der ersten halben Stunde legt sich die Verwirrung, basierend auf der allgemeinen Hektik der Szenen und Akteure, allmählich nieder – doch vergehen tut sie nicht. Wie ein Flickenteppich ohne Farbe sind die aufeinander folgenden Szenen – scheint ihnen doch keine Handlung zugrunde zu liegen. Von Spannung sind nur Ansätze gegeben, einzig der literarische Witz macht die Dialoge schlüssig und gibt dem Zuschauer Ansporn, nicht aufzugeben sondern lieber weiterzulachen.

 

Sanft wie Schnee, stechend wie Hagel
Obwohl Barriere dem Augenzeugen gänzlich in Schwarz-Weiß gezeigt wird, scheint es, als wäre der Film in Farbe gedreht und lediglich entsättigt worden. Die Kontraste wirken dadurch flau und die Drehart billig. Erst dem Ende entgegenwinkend erscheint der Streifen plötzlich farbig und ein Rahmen schließt „Hamlet“-Zitate und Konfliktsituationen sinnvoll zusammen. Die Musikkulisse fällt nun sanft wie Schnee, sticht wie Hagel, besinnt wie Sonnenstrahlen, ist trist wie Regen – und schwingt alles in allem wunderbar in stimmiger Woge zum Plot. Bewundernswert ist die Authentizität der Akteure als Schauspieler, so verfolgt das Publikum deren künstlerische Entwicklung im Film vom ersten bis zum letzten Wort mit. Die Texte sind großteilig improvisiert, was positiverweise nicht auffällt. Dieser Streifen wurde gedreht, um den Betrachter an die Grenzen der Kunst heranzubringen und ist Beweis genug, dass selbst hoffnungsloses Chaos ein Ende mit Sinn hat.

 

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