Selbst Einsamkeit hat Sehnsucht [KF „Geliebte“]

„Komm, lass erstmal Kaffee  trinken,“ steigt Geliebtein den Dialogverlauf ein. Der Kurzfilm um die beiden namenlosen Darsteller springt grundsätzlich zwischen zwei Handlungen: Liebesakt und Monolog mit Zuhörerbonus. Obgleich beide miteinander kommunizieren, scheint sich etwas zwischen ihnen zu schieben, vielleicht Fremdheit. So sprechen sie einander auch an, als wären beide identitätslos und nur ein Schatten von ihrem Leben.

 

Die Sehnsucht in der Einsamkeit zu stillen und selbige damit aus dem von Schmerz getretenen Magen herauszukratzen, verbindet das Paar unverkennbar. Die Szenen sind wie aneinander geklebt, wechseln ohne Bezug zueinander. Musik bleibt dabei ganz aus. Atmen, Keuchen, Stöhnen, Brummen, Papierrascheln und Geschirrklirren sind die einzigen Elemente der Geräuschkulisse. Wirksam und reell ergänzt die stumme Kameraführung die gebrochene Erzählweise der Handelnden. Im Blickpunkt dabei ist die Abgeschiedenheit zweier Menschen, die ihre aufregendsten Lebensabschnitte bereits fotografiert haben. Beide erzählen davon, wie sie auf ihrem Weg , ihrer „Fahrt im Heißluftballon“ wichtigen Ballast abwerfen und tiefe, schneidende Verluste einstecken mussten; immer noch mit der Hoffnung im Rücken, den Himmel zu erreichen und sich dem Schmerz zu entledigen. Im anderen scheinen sie den Spiegel dafür zu sehen.

 

Die Wortkargheit der Darsteller gräbt den See der Einsamkeit und bildet damit die Stimmungsbasis des ganzen Films. Jedes weitere Wort hätte einen Riesen kreiert, der mithilfe seines Strohhalms die Einsamkeit bedingungslos ausgeschlürft hätte.

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