„Nichts weiter… Ich hab dir grad ’ne Bulette ans Ohr geredet. Du kannst auch mal was sagen.“ [SF „Renn, wenn du kannst“]

„Man muss einen Song bis zu Ende spielen und nicht mittendrin aufhören. Das ist eine Weisheit, die gilt auch für dein Leben, du Anfänger.“, weist der sarkastische Rollstuhlfahrer Ben (Robert Gwisdek) seinen neuen Betreuer und Zivi Christian (Jacob Matschenz) zurecht.
Warum Rollstuhlfahrer? Da gibt es viele Lügenausreden. Wie: „Mich hat ‘ne Kuh auf ’ner Alm überrannt. Blöde Kuh.“ Denn der sonst so zynische Ben flüchtet sich mit seinen Geschichten in genau die Vergangenheit, an die er niemanden teilhaben lassen will.

 

Auf dem Weg zu Ben kollidiert Zivi-Christian mit der chaotischen Annika (Anna Brüggemann). Ben „kennt“ die Cello-Spielerin – sprich: Er beobachtet sie seit zwei Jahren jeden Tag vom Balkon aus. Liebe kommt für Behinderte wie Ben eigentlich nicht in Frage, das erklärt er zumindest am Anfang, in der Zeit bevor Annika vor seiner Haustür wortwörtlich „landete“. Die drei völlig unterschiedlichen, absurden Charaktere Annika, Ben und Christian werden mit der Zeit nicht nur dicke Freunde…
Die Figuren entblättern sich im Laufe des tragikomischen Liebesdramas nicht nur äußerlich. Ein lieblicher Seelenstriptease ist besonders aus Bens Ecke vorprogrammiert. Was für alle drei wie ein Spiel beginnt, wird für Ben eine Reise zu seinen größten Ängsten. In Abgründe, aus denen er allein nicht mehr herausfinden wird.

 

Bitterbös pornös
Nicht nur die „etwas andere“ Story verleiht Renn, wenn du kannst einen besonderen Charme. Es sind die wahnwitzigen Konversationen, die dem Zuschauer den anfänglichen Kotzbrocken Ben sympathisch werden lassen. Bens Sprüche sind bitterbös und schwarzhumorig, so dass keineswegs Mitleid für den Protagonisten aufkommt. Doch die besten Zitate sollen dem Leser nicht vorenthalten werden. In diesem Sinne, original und unkommentiert:
„Hups, da ist eine Scherbe in meinem Bein. Wie interessant.“
„Ich guck dir nicht dabei zu wie du dich umbringst.“ – „Na dann guck doch weg!“
„Du glaubst gar nicht, wie viele Fische ich in einer Saftpackung halten kann.“

 

Der anfangs einsame Ben lernt nicht nur zwei neue Freunde kennen, sondern zugleich ein paar Wortschöpfungen dazu. Beispielsweise den neuen Slang für das Wort ‚geil‘, nämlich ‚porno‘. Ein durchaus pornöser Film.

 

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