Die Rauheit, die uns umgibt [KF „Gömböc“]

Der hagerere Mann kommt mit schlurfenden Schritten näher. Er überquert die kleine Brücke über den Fluss. Was er angestrengt mit einer Hand trägt, kann man zuerst nicht ausmachen. Bis man erkennt, dass es Hörner sind, an denen er sich festklammert – ein abgetrennter Kuhkopf, aus dessen Halsseite blutige Fetzen hängen. Der Mann verschwindet aus dem Bild. Ein Platschen verrät, dass er den Kopf ins Wasser geworfen hat. Das ist die Eröffnungsszene von Gömböc. Abstoßend? – Regisseurin Ulrike Vahl zufolge eine Alltäglichkeit, mit der sich jeder Fleischesser auseinandersetzten sollte.

Gömböc reiht sich in die Serie der Filme ein, die in Mecklenburg-Vorpommern gedreht wurden. Die Wahl des Drehortes begründet die Regisseurin damit, dass sie dort aufgewachsen sei. „Die Geschichte mit dem Kuhkopf kenne ich von meiner Oma. Das gibt es auch heute noch, auch wenn darüber nicht geredet wird.“

 

Das Leben geht weiter!

Im Zentrum des Dorfkosmos, den der Film aufzeichnet, stehen vier Personen. Ihr soziales Umfeld ist alles andere als rosig. „Dennoch stehen sie nach jedem Schicksalsschlag wieder auf. Dafür bewundere sie diese Menschen.“, sagt Vahl. Das klingt heroischer als es sich im Film darstellt. So wirkt der schmächtige Paul, der von seiner Mutter lieber Darth Vader genannt werden möchte, eher so, als ob er sich lieber aus seinem tristen Leben fortwünschen würde. Wirklich glücklich erscheint niemand in diesem Film. „Das Landleben ist insgesamt rauer. Tod und Leben liegen dichter beieinander.“, kommentiert Vahl diesen Umstand. Obwohl sie die Alltäglichkeit der Handlung betont, hinterlässt der Film einen befremdlichen Eindruck. Ein Kurzfilm, der einem das Herz erwärmt, ist Gömböc nicht. Was bleibt ist Trostlosigkeit. Nichtsdestotrotz sei das Ende des Films nicht tragisch zu sehen, so Vahl. „Alle sind zusammen. Das Leben geht weiter und das ist doch positiv.“

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