Nichts ist so wie es scheint [SF Schattenwelt]

Sensationshungrige Reporter mit Kameras und Mikros, die mit Spannung vor dem Gefängnis warten. Wie Wölfe, die voller Vorfreude sind, sich auf ihr Opfer zu stürzen. In diesem Fall der ehemalige RAF-Terrorist Widmer (Ulrich Noethen), der seine 20-jährige Haftstrafe abgesessen hat. Ein Mann, dem man ansieht, dass er sein Leben gelebt hat. Als er wieder nach Hause kommt, hat sich seine ehemalige Freundin und Komplizin „Pocke“ (Eva Mattes) endgültig von ihm abgeschottet, genau wie sein jetzt 30-jähriger Sohn. Beide leben in Angst, dass Widmer eines Tages wieder zurück kommt. Keine Person steht ihm wirklich nahe, oder will überhaupt noch etwas mit ihm zu tun haben, außer seine Nachbarin Valerie (Franziska Petri).

Von Anfang an hat er zu der verstörten, jungen Frau ein eigenartig vertrautes Verhältnis. Ihr ist bewusst, wer er ist. Doch Widmers Frage, woher diese Vertrautheit stammt, bleibt unbeantwortet. Valerie leistet ihm Unterstützung in dem Vorhaben, wieder mit seinem Sohn in Kontakt zu treten, jedoch nicht ohne einen Hintergedanken: Denn in all den Jahren voller Wut, Enttäuschung und Verzweiflung reifte in ihr ein Racheplan, den sie nun in die Tat umsetzen will. Die Hoffnung, ihm endlich alles heim zu zahlen, lässt sie zu vorschnellen Entschlüssen verleiten. Sie sucht Vergeltung und Gerechtigkeit – sie will endlich wissen, wer die Schuld trägt für den Tag, der vor 22 Jahren ihr Leben veränderte.

Schattenwelt ist eine sorgfältig ausgewählte Mischung aus Spannung, Trauer und Mitgefühl. Regisseurin Connie Walthers hat eine bewegende Gefühlsreflektion deutscher Geschichte geschaffen, die einen ungewohnt persönlichen Blick auf die RAF-Historie wagt. Der Anfang wirkt schleppend und etwas verwirrend, doch im Laufe der Handlung fügt sich das Puzzle. Die Geräuschkulisse und die Kameraführung sind detailliert, sodass der Zuschauer immer das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein. Besonders Ulrich Noethen gelingt es, die Gefühle des sozial verschassten Exterroristen eindringlich und ausdrucksstark darzustellen. Ein spannendes Drama über Schuld, Leugnung und Sühne.

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