Dreisam in der marokkanischen Fremde [SF Tangerine]

Es ist eine Reise auf der Suche nach dem Glück: Pia (Nora von Waldstätten) und Tom (Alexander Scheer), ein Berliner Musikerpaar, reisen von Deutschland aus mit ein paar Freunden nach Tanger, eine Hafenstadt in Marokko. Hier suchen sie inmitten der marokkanischen Hitze nach traditionellen Klängen – Jilala. Oder wie Tom es sagen würde: „Wir sind auf der Suche nach den Wurzeln des Rock’n’Rolls“.

Im flirrend-bunten Nachtleben trifft Pia dann auf Amira (Sabrina Ouazani), von dessen Tänzen sie sehr beeindruckt ist. Mit einer atemberaubenden Ausstrahlung, ihrem charmanten Lächeln, dem schwarzen wilden Haar und nicht zuletzt mit ihrem eleganten Hüftschwung verzaubert sie nicht nur Pia, sondern auch die Sinne Toms. Die Freundschaft zwischen den Frauen, die beide aus so extrem verschiedenen Welten stammen, wächst. Amira fragt Pia nach ihrer Beziehung zu Tom: „Aber ist er dein Freund?“ – „Ja. Oder besser gesagt: Nein.“ Amira dagegen sieht in Tom den Mann, der Geld besitzt und ihr das Tor nach Europa öffnet. Der gespielt coole Möchtegern-Rolling-Stone verliebt sich in die temperamentvolle Schönheit. Was er will, ist Vergnügen statt Vernunft. Amira stellt Anforderungen an diese Affäre: „Je mehr du mir gibst, desto mehr liebst du mich.“ Es entsteht eine seltsame Dreiecksbeziehung, die bestimmt ist durch Geld, Lügen, Prostitution und somit kaum Platz für wahre Liebe und Freundschaft lässt.
Das Drama greift die Unterschiede zwischen der islamischen und der europäischen Welt auf. Die Regisseurin Irene von Alberti schafft es, die Position der Frauen im Islam nicht nur als politisches Problem zu sehen, sondern auch ihre ganz alltäglichen Sorgen zu reflektieren. Charakterlich stark sind die Schauspieler, authentisch die Atmosphäre, denn sie ist geprägt von der Musik und dem Stadtbild von Tanger – Eindrücke, die das Gefühl vermitteln, als sei man selbst mittendrin in diesem Gewimmel. Mitreißend aber einmal ganz anders ist die Handlung dieses Filmes. All dies macht ihn so gelungen und empfehlenswert. Dem Zuschauer wird der Blick auf eine andere Kultur eröffnet, ohne komplett in dieser zu verschwinden.

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