Das mitreißende Puzzle des Andrzej Krój [KF Birthday]

Es ist ein mulmiges Gefühl, was sich einstellt, wenn man ‚Birthday‘ sieht. In Andrzej Krójs Kurzfilm erlebt man die Zerstörungskraft des Alkoholismus auf eine Art, die einem unter die Haut geht. Ein auf den ersten Blick fürsorglicher Vater zeigt, wie seine Abhängigkeit die Familie unerträglich belastet. Er lässt den Geburtstag seines Sohnes zu einer emotionalen Hölle werden, denn trotz familiärer Verantwortung beschließt er, vorher in einer Kneipe zu trinken, als gäbe es keinen Morgen. Aggressiv, unkontrolliert und erbärmlich präsentiert sich das Familienoberhaupt. Man leidet mit den Kindern, wenn sie sich unter der Bettdecke vor ihren Vater verstecken und die Mutter nicht anderes tun kann, als das Chaos hinter ihrem Mann zu beseitigen.

Der Film verurteilt nicht mit ausgestrecktem Zeigefinger den Alkoholiker sondern zeigt auf menschliche Weise, wie verzweifelt er versucht, in seinem desolaten Zustand Dinge nicht entgleisen zu lassen.

Zu dem Familiendrama gesellt sich die Atmosphäre einer nächtlichen Großstadt, welche geprägt ist von Einsamkeit und Kälte. Krój konzentriert sich dabei auf wenige stilistische Details, verzichtet auf jegliche musikalische Untermalung und erzeugt so eine starke Authentizität. Der Zuschauer bekommt nach und nach Fetzen der Handlung zugeworfen. Der Autor verlangt dem Publikum ein hohes Maß an Aufmerksamkeit ab, um die Geschichte als Ganzes verstehen zu können. Man fühlt sich teilweise verloren und verwirrt in dem Puzzle, das Krój einem präsentiert. Ich sehe dieses Manko aber als hintergründig, weil so der Kurzfilm einen wachen Verstand fordert. Empfehlenswert ist dieser Film für all diejenigen, die es mögen, wenn darauf Wert gelegt wird Gefühle möglichst authentisch zu übermitteln. Andrzej Krój beweist somit einmal mehr seine Fähigkeit, sensibel und einfühlsam mit Kamera und Regie umzugehen.

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