Auf der anderen Seite der Linse [Hommage]

Ein Film entsteht nicht nur aus der Zusammenarbeit von Regisseur und Schauspieler oder aus Licht und Tontechniker allein. Es sind weitaus mehr Personen, die einen wichtigen Beitrag zum Gesamtwerk leisten. Eine ganz entscheidende Rolle spielt da der Kameramann. Wenn dieser dann auch noch innovativ und ehrgeizig ist, die Fähigkeit besitzt, sich den Anforderungen der verschiedenen Regisseure anzupassen und auf bahnbrechende Weise seinen einzigartigen Stil der Kameraführung entwickelt, dann spricht man von Michael Ballhaus.

Er wirkte an über 80 Filmen mit und arbeitete besonders intensiv mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder zusammen. In nur acht Jahren schufen sie 15 Filme, die Zusammenarbeit endete aber schließlich 1978 im Streit. In einem Interview mit dem jungen Nachwuchsregisseur Talia Lavie beschrieb er die Arbeit mit ihm als „anstrengend, sowohl psychisch wie auch physisch“. So wenig er ihn als Mensch verstehen konnte, so sehr profitierte er von der Zusammenarbeit mit diesem fordernden Regisseur. „Ich lernte, agil und bereit für alles zu sein“, merkte Ballhaus an.
Prägend war diese Phase vor allem für seinen Ruf in Übersee, denn nun interessierte man sich auch in Hollywood für ihn. Es entstanden Filme mit Francis F. Coppola, Robert Redford, Paul Newman und Wolfgang Petersen. Dabei ist besonders Ballhaus’ Zusammenarbeit mit Martin Scorsese zu erwähnen. Die visuelle Denkweise verband beide am Set und machte sie zu einem erfolgreichen Team. Es entstanden „Die Farbe des Geldes“, „Die fabelhaften Bakerboys“ und „The Departed“.
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2007 kündigte Ballhaus seinen Rückzug aus dem großen Filmgeschäft an. Zurückgekehrt nach Deutschland lebt er in Berlin und engagiert sich für ein besseres Umweltbewusstsein. Zudem widmet er sich aktiv dem Nachwuchs und unterrichtet an Filmhochschulen in Berlin, Ludwigsburg und München.
Seinem Schaffen ist eigens eine Filmreihe gewidmet, die sich mit Werken wie „Die Farbe des Geldes“, „Bram Stoker’s Dracula“ und „Gangs of New York“ nahtlos in das filmkunstfest mit dem Gastland USA eingliedert.

Sitzt man nun in einem dieser Filme, kann man die Werke eines Mannes bestaunen, der trotz seines Ruhmes bodenständig und aufgeschlossen geblieben ist.

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